Presse
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Kinder- & Jugendtheater
- Geld | 2022
- Nathan der Weise | 2021
- Die Bremer Stadtmusikanten | 2020
- Jim Knopf | 2019
- Krabat | 2017
- Das doppelte Lottchen | 2017
- Ein Känguru wie du | 2016
- Emil und die Detektive | 2012
- An der Arche um Acht | 2012
- Eine Odyssee | 2009
- Herr Fuchs mag Bücher | 2008
- Der Feind bist du | 2007
- Die Nibelungen | 2006
- Die Reise nach Brasilien | 2003
Geld | 2022
Ein theatraler Kompetenzerwerb in einer Fassung für drei Schauspieler für Jugendliche ab 12 Jahren
Eine Produktion des Consol Theater



WAZ Gelsenkirchen | Uli Kolmann
Applaus für die „Geld!“-Premiere
Ensemble und Publikum genossen die „Geld“-Premiere im Consol Theater
Wenn es die Welt bestimmt, wenn – alles danach drängt, was bleibt dann von uns?· ,,Geld!“ heißt das neue Stück des Theaters Consol, und Team wie Zuschauer genossen nach langer Zeit mit digitalen Aufführungen wieder eine „echte Premiere“, Dieser „theatrale Kompetenzwettbewerb“ schöpfte aus dem Vollen bei dem uralten Thema, Die Auswahl der Musiktitel • zeigte schon die Bandbreite: ,,Money“ von Abba, Pink Floyd oder aus dem Musical „Cabaret“ bieten sich an. Viel an Kulisse brauchten Lena Entezami, Peter S. Herff und Eric Rentmeister da nicht, Stühle in unterschiedlichen Größen und drei weiße Leinwandstreifen für Projektionen reichten.
Projekt mit Gesamtschule
Das Stück ist auf Basis eines Rechercheprojekts mit dem Kurs ,,Darstellen und Gestalten“ der Stufe 8 der Evangelischen Gesamtschule Bismarck entstanden, Regie führt Andrea Kramer. Christiane Freudig, Consol-Geschäftsführerin, fasste nach der ersten und sehr gelungenen Aufführung zusammen: ,,Das Schwierigste war sicherlich, die Fülle an Ideen und Aspekten rund um das Thema Geld so zusammen zu packen, dass es in 50 Minuten Spieldauer passt. Wir hatten bestimmt das Vierfache an Material.“ Auch diese reduzierte damit gut geeignet für die Zielgruppe ab zwölf Jahre, bot Unterhaltung Fassung, wie Nachdenkliches in abgegrenzten Szenen, in denen nur die Figuren immer wieder auftauchten. Zwangsläufig werden sie zu Stereotypen. Da sind immer die Guten, die sich mühen und abrackern und doch nie genug Geld haben, und auf der anderen Seite die, die schon viel Geld haben, und doch nie genug. „Mehr ist immer besser“, darin sind sich alle einig, ob arm oder reich, und wissen doch „Geld ist eine Idee, an die wir alle glauben, wie eine Religion – aber für alle“.
Die Spielszenen mit Publikums-Votum (,,wer soll die Niere bekommen: die Ursula mit 75 Jahren oder Elon Musk?“) versprechen Spannung, wenn das Stück gezeigt wird und überwiegend die junge Zielgruppe abstimmt.
Das Schwierigste‘ war sicherlich, die Fülle an Ideen und Aspekten rund um das Thema Geld so zusammen zu packen, dass es in 50 Minuten Spieldauer, passt.
Christiane Freudig, Consol-Geschäftsführerin
Geld | 2022
Ein theatraler Kompetenzerwerb in einer Fassung für drei Schauspieler für Jugendliche ab 12 Jahren
Eine Produktion des Consol Theater
WAZ Gelsenkirchen | Uli Kolmann
Applaus für die „Geld!“-Premiere
Ensemble und Publikum genossen die „Geld“-Premiere im Consol Theater
Wenn es die Welt bestimmt, wenn – alles danach drängt, was bleibt dann von uns?· ,,Geld!“ heißt das neue Stück des Theaters Consol, und Team wie Zuschauer genossen nach langer Zeit mit digitalen Aufführungen wieder eine „echte Premiere“, Dieser „theatrale Kompetenzwettbewerb“ schöpfte aus dem Vollen bei dem uralten Thema, Die Auswahl der Musiktitel • zeigte schon die Bandbreite: ,,Money“ von Abba, Pink Floyd oder aus dem Musical „Cabaret“ bieten sich an. Viel an Kulisse brauchten Lena Entezami, Peter S. Herff und Eric Rentmeister da nicht, Stühle in unterschiedlichen Größen und drei weiße Leinwandstreifen für Projektionen reichten.
Projekt mit Gesamtschule
Das Stück ist auf Basis eines Rechercheprojekts mit dem Kurs ,,Darstellen und Gestalten“ der Stufe 8 der Evangelischen Gesamtschule Bismarck entstanden, Regie führt Andrea Kramer. Christiane Freudig, Consol-Geschäftsführerin, fasste nach der ersten und sehr gelungenen Aufführung zusammen: ,,Das Schwierigste war sicherlich, die Fülle an Ideen und Aspekten rund um das Thema Geld so zusammen zu packen, dass es in 50 Minuten Spieldauer passt. Wir hatten bestimmt das Vierfache an Material.“ Auch diese reduzierte damit gut geeignet für die Zielgruppe ab zwölf Jahre, bot Unterhaltung Fassung, wie Nachdenkliches in abgegrenzten Szenen, in denen nur die Figuren immer wieder auftauchten. Zwangsläufig werden sie zu Stereotypen. Da sind immer die Guten, die sich mühen und abrackern und doch nie genug Geld haben, und auf der anderen Seite die, die schon viel Geld haben, und doch nie genug. „Mehr ist immer besser“, darin sind sich alle einig, ob arm oder reich, und wissen doch „Geld ist eine Idee, an die wir alle glauben, wie eine Religion – aber für alle“.
Die Spielszenen mit Publikums-Votum (,,wer soll die Niere bekommen: die Ursula mit 75 Jahren oder Elon Musk?“) versprechen Spannung, wenn das Stück gezeigt wird und überwiegend die junge Zielgruppe abstimmt.
Das Schwierigste‘ war sicherlich, die Fülle an Ideen und Aspekten rund um das Thema Geld so zusammen zu packen, dass es in 50 Minuten Spieldauer, passt.
Christiane Freudig, Consol-Geschäftsführerin
Nathan der Weise | 2021
Jugendstück nach dem Klassiker von Gotthold Ephraim Lessing in einer Fassung für fünf Schauspieler
Eine Produktion des Consol Theater Gelsenkirchen



Coming soon
Nathan der Weise | 2021
Jugendstück nach dem Klassiker von Gotthold Ephraim Lessing in einer Fassung für fünf Schauspieler | Eine Produktion des Consol Theater Gelsenkirchen
Coming soon
Die Bremer Stadtmusikanten | 2020
Kinderstück nach dem Märchen der Gebrüder Grimm in einer Fassung für dreizehn Schauspieler | Eine Produktion des Comedia Theater Köln



Kölnische Rundschau | Thomas Linden
Alter schützt vor Selbstunterstützung nicht
Premiere trotz Corona: „Die Bremer Stadtmusikanten“ in der Comedia
Wie macht man ein geriatrisches Märchen einem jungen Publikum schmackhaft? Manuel Moser setzt auf Musik und verwandelt den von Annalena Küspert bearbeiteten Grimmschen Klassiker der „Bremer Stadtmusikanten“ in eine Art Musical. Dazu m ischt Ögünc Kardelen Melodien des Rock’n Roll und Blues zu einem geschmeidigen Potpourri, das den perfekten Schwung für Tanzeinlagen bietet. Einen Sängerstreit nennt man heute „Battle“, und so liefern sich das ausrangierten Senioren-Quartett und die Räuberbande einen Wettkampf der Stimmen, in dem es letzlich auch handgreiflich zugehen darf. Keine Sorge um Ansteckungen, alle Gesangspassagen werden corona-kompatibel über Playback eingespielt.
Klaus Schweizer, der Chef der Comedia, spielt den Esel. Um ihn herum inszeniert Manuel Moser die Geschichte. Ein kluger Schachzug, da es Schweizer gelingt, in seinem Bewegungsrepertoire auch dann die Spuren des Alters erkennbar werden zu lassen, wenn man sein Gesicht nicht sieht. Der zentrale Satz: „Etwas bessseres als den Tod findet man überall!“ erhält eine besondere Aktualität. Hier ist der Esel ein Arbeitnehmer, der sich nach vielen Jahren der Ausbeutung noch einmal auf die Suche nach seinem wahren Selbst begeben will. Freilich kann man auch im Alter durch Eitelkeit von den eigenen – eher begrenzten – Möglichkeiten geblendet werden, wie Bettina Muckenhaupt als schlecht singende Katze demonstriert.
Es steckt viel Humor in dieser Produktion. Peter S. Herff als nimmermüder Hund und Gareth Charles in der Rolle des angeberischen Hahns komplettieren eine Schauspielriege, die wunderbar die Charakterkonturen der alternden Tiere zum Ausdruck bringt.
Die Schüler der Arturo-Schauspielschule bilden eine Räuberbande, die in pastellfarbenen Trainingsklamotten den bösen Part des Märchens verkörpert.
Aber auch Räuber sind Menschen, deshalb darf sich das Publikum über Ungeschick und knurrende Mägen der Schurken amüsieren.
Die dunkle Seite der Geschichte kommt zwar etwas zu kurz in der Produktion, die auf gute Laune setzt und diese auch mit gediegenem Arrangements und flottem Timing zu erzeugen vermag.
Ein ideales Stück für kalte Wintertage.
Kölner Stadt-Anzeiger | Christian Bos
Alter Esel, junge Räuber
„Die Bremer Stadtmusikanten“ trotzen in der Comedia Corona
Werden sie jetzt bloß nicht neidisch: Ich war im Theater. Und das ging so: „Aktivitäten außerschulischer Partner sind weiterhin zulässig“, so steht es in der Coronaschutzverordnung des Landes geschrieben. Maßgeblich sei dabei, dass es sich um ein Kooperationsangebot in der Gesamtverordnung der Schule handele.
Zu ihrem und der Schüler Glück hat die Comedia schon vor der Pandemie mit einigen Schulen in ihrer Umgebung Kooperationsverträge geschlossen. Weshalb jetzt die Premiere des neuen Kinderstücks, Manuel Mosers Inszenierung von „Die Bremer Stadtmusikanten“, stattfinden konnte. Wenn auch nicht ganz so wie geplant.
Immerhin auf der Bühne gibt es eine Rekordzahl an Beteiligten, dank einer Kooperation mit der Arturo Schauspielschule. Die Eleven geben in Annalena Küsperts Bearbeitung der Grimm’schen Vorlage den herrlich unfähigen Räubertrupp, der die Geschichte ins Rollen bringt, als er den alten Esel Grauschimmel um die schweren Kornsäcke erleichtert, die dieser mit Mühe und Not zur Mühle schleppt.
Ohne Last kann sich das Lasttier freilich nicht mehr sehen lassen und eigentlich hat Grauschimmel von etwas ganz anderem geträumt, einer Gesangskarriere nämlich. Den Esel spielt Comedia-Chef Klaus Schweizer selbst,und auch der übereifrige Hund und die eitle Katze werden mit Peter Stephan Herff und Bettina Muckenhaupt mit viehischer Freude von echten Bühnenveteranen verkörpert – nur der junge Gareth Charles passt als in gefährlicher Kochtopfnähe stolzierender Hahn nicht ganz ins Schema. Macht nichts. Die alten Tiere zieht es ebenso wie die jungen Räuber in die Stadt, denn etwas besseres als den Tod, na, sie kennen den Rest.
Neu sind dagegen die Songs von Ögünc Kardelen: In der tierischem Boomer-Band träumt immer noch jeder davon, ein Rock’n Roll-Star zu sein, die Räuber im Praktikum bilden dagegen einen harmonischen Chor, duckmäusern aber vor einer unsichtbaren Räuberhauptfrau, coronabedingt wird vorerst nur zum Playback gemimt.
So erzählt Moser nebenbei auch eine Geschichte über den Generationskonflikt, der hier aber – es ist ja ein Märchen – in einem mitreißenden Medley aufgelöst wird.
Bald – halten sie durch – werden diese „Stadtmusikanten“auch außerhalb des Schulunterichts zu sehen sein.
Die Bremer Stadtmusikanten | 2020
Kinderstück nach dem Märchen der Gebrüder Grimm in einer Fassung für dreizehn Schauspieler | Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Kölnische Rundschau | Thomas Linden
Alter schützt vor Selbstunterstützung nicht
Premiere trotz Corona: „Die Bremer Stadtmusikanten“ in der Comedia
Wie macht man ein geriatrisches Märchen einem jungen Publikum schmackhaft? Manuel Moser setzt auf Musik und verwandelt den von Annalena Küspert bearbeiteten Grimmschen Klassiker der „Bremer Stadtmusikanten“ in eine Art Musical. Dazu m ischt Ögünc Kardelen Melodien des Rock’n Roll und Blues zu einem geschmeidigen Potpourri, das den perfekten Schwung für Tanzeinlagen bietet. Einen Sängerstreit nennt man heute „Battle“, und so liefern sich das ausrangierten Senioren-Quartett und die Räuberbande einen Wettkampf der Stimmen, in dem es letzlich auch handgreiflich zugehen darf. Keine Sorge um Ansteckungen, alle Gesangspassagen werden corona-kompatibel über Playback eingespielt.
Klaus Schweizer, der Chef der Comedia, spielt den Esel. Um ihn herum inszeniert Manuel Moser die Geschichte. Ein kluger Schachzug, da es Schweizer gelingt, in seinem Bewegungsrepertoire auch dann die Spuren des Alters erkennbar werden zu lassen, wenn man sein Gesicht nicht sieht. Der zentrale Satz: „Etwas bessseres als den Tod findet man überall!“ erhält eine besondere Aktualität. Hier ist der Esel ein Arbeitnehmer, der sich nach vielen Jahren der Ausbeutung noch einmal auf die Suche nach seinem wahren Selbst begeben will. Freilich kann man auch im Alter durch Eitelkeit von den eigenen – eher begrenzten – Möglichkeiten geblendet werden, wie Bettina Muckenhaupt als schlecht singende Katze demonstriert.
Es steckt viel Humor in dieser Produktion. Peter S. Herff als nimmermüder Hund und Gareth Charles in der Rolle des angeberischen Hahns komplettieren eine Schauspielriege, die wunderbar die Charakterkonturen der alternden Tiere zum Ausdruck bringt.
Die Schüler der Arturo-Schauspielschule bilden eine Räuberbande, die in pastellfarbenen Trainingsklamotten den bösen Part des Märchens verkörpert.
Aber auch Räuber sind Menschen, deshalb darf sich das Publikum über Ungeschick und knurrende Mägen der Schurken amüsieren.
Die dunkle Seite der Geschichte kommt zwar etwas zu kurz in der Produktion, die auf gute Laune setzt und diese auch mit gediegenem Arrangements und flottem Timing zu erzeugen vermag.
Ein ideales Stück für kalte Wintertage.
Kölner Stadt-Anzeiger | Christian Bos
Alter Esel, junge Räuber
„Die Bremer Stadtmusikanten“ trotzen in der Comedia Corona
Werden sie jetzt bloß nicht neidisch: Ich war im Theater. Und das ging so: „Aktivitäten außerschulischer Partner sind weiterhin zulässig“, so steht es in der Coronaschutzverordnung des Landes geschrieben. Maßgeblich sei dabei, dass es sich um ein Kooperationsangebot in der Gesamtverordnung der Schule handele.
Zu ihrem und der Schüler Glück hat die Comedia schon vor der Pandemie mit einigen Schulen in ihrer Umgebung Kooperationsverträge geschlossen. Weshalb jetzt die Premiere des neuen Kinderstücks, Manuel Mosers Inszenierung von „Die Bremer Stadtmusikanten“, stattfinden konnte. Wenn auch nicht ganz so wie geplant.
Immerhin auf der Bühne gibt es eine Rekordzahl an Beteiligten, dank einer Kooperation mit der Arturo Schauspielschule. Die Eleven geben in Annalena Küsperts Bearbeitung der Grimm’schen Vorlage den herrlich unfähigen Räubertrupp, der die Geschichte ins Rollen bringt, als er den alten Esel Grauschimmel um die schweren Kornsäcke erleichtert, die dieser mit Mühe und Not zur Mühle schleppt.
Ohne Last kann sich das Lasttier freilich nicht mehr sehen lassen und eigentlich hat Grauschimmel von etwas ganz anderem geträumt, einer Gesangskarriere nämlich. Den Esel spielt Comedia-Chef Klaus Schweizer selbst,und auch der übereifrige Hund und die eitle Katze werden mit Peter Stephan Herff und Bettina Muckenhaupt mit viehischer Freude von echten Bühnenveteranen verkörpert – nur der junge Gareth Charles passt als in gefährlicher Kochtopfnähe stolzierender Hahn nicht ganz ins Schema. Macht nichts. Die alten Tiere zieht es ebenso wie die jungen Räuber in die Stadt, denn etwas besseres als den Tod, na, sie kennen den Rest.
Neu sind dagegen die Songs von Ögünc Kardelen: In der tierischem Boomer-Band träumt immer noch jeder davon, ein Rock’n Roll-Star zu sein, die Räuber im Praktikum bilden dagegen einen harmonischen Chor, duckmäusern aber vor einer unsichtbaren Räuberhauptfrau, coronabedingt wird vorerst nur zum Playback gemimt.
So erzählt Moser nebenbei auch eine Geschichte über den Generationskonflikt, der hier aber – es ist ja ein Märchen – in einem mitreißenden Medley aufgelöst wird.
Bald – halten sie durch – werden diese „Stadtmusikanten“auch außerhalb des Schulunterichts zu sehen sein.
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer | 2019
Kinderstück nach dem Roman von Michael Ende in einer Fassung für vier Schauspieler
Eine Koproduktion des Consol Theaters Gelsenkirchen und dem Theater Kohlenpott Herne



WAZ | Sibylle Raudies
Gelsenkirchner Jim Knopf lädt zum Mitdenken und -lachen
Das Consol Theater Gelsenkirchen hat eine moderne, herrlich groteske Version der Jim Knopf-Geschichte auf die Bühne gebracht. Ein Vergnügen.
Die Insel mit zwei Bergen, sie zaubert auch den allermeisten Erwachsenen noch ein liebevolles Lächeln ins Gesicht. Der Neuinszenierung von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ nach der Geschichte von Michael Ende am Consol Theater in Zusammenarbeit mit dem Theater Kohlenpott aus Herne, die am Sonntag Premiere feierte, gelingt das besonders gut. Und zwar generationsübergreifend und mit ganz neuer, moderner musikalischer Begleitung.
Gespannte Stille wechselt sich 60 Spielminuten lang mit fröhlichem Glucksen im Publikum ab, auf der Bühne indes wirbelt das großartige vierköpfige Ensemble nach Kräften, im Sekundentakt die Rollen wechselnd.
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer | 2019
Kinderstück nach dem Roman von Michael Ende in einer Fassung für vier Schauspieler | Eine Koproduktion des Consol Theaters Gelsenkirchen und dem Theater Kohlenpott Herne
WAZ | Sibylle Raudies
Gelsenkirchner Jim Knopf lädt zum Mitdenken und -lachen
Das Consol Theater Gelsenkirchen hat eine moderne, herrlich groteske Version der Jim Knopf-Geschichte auf die Bühne gebracht. Ein Vergnügen.
Die Insel mit zwei Bergen, sie zaubert auch den allermeisten Erwachsenen noch ein liebevolles Lächeln ins Gesicht. Der Neuinszenierung von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ nach der Geschichte von Michael Ende am Consol Theater in Zusammenarbeit mit dem Theater Kohlenpott aus Herne, die am Sonntag Premiere feierte, gelingt das besonders gut. Und zwar generationsübergreifend und mit ganz neuer, moderner musikalischer Begleitung.
Gespannte Stille wechselt sich 60 Spielminuten lang mit fröhlichem Glucksen im Publikum ab, auf der Bühne indes wirbelt das großartige vierköpfige Ensemble nach Kräften, im Sekundentakt die Rollen wechselnd.
Krabat | 2017
Jugendstück nach dem Roman von Otfried Preußler in einer Fassung für drei Schauspieler
Eine Koproduktion von c.t.201 und dem Comedia Theater Köln



Meine Südstadt | Jaleh Ojan
Ach! Ihr dunklen Mächte
„Betreten der Mühle auf eigene Gefahr!“ So heißt es auf dem Ausweis, den sich jeder Zuschauer der Vorstellung „Krabat“ umhängen muss, bevor er den Roten Saal der Comedia betritt. Da kann einem schon mulmig werden – wäre man denn auf sich allein gestellt. Doch der Ausweis ordnet uns einer von fünf Gruppen zu, die jeweils einen der Mühlknappen in der Schwarzen Mühle im Koselbruch repräsentieren.Gemeinsam skandiert man das launige Motto der eigenen Gruppe (Beispiel: „Kommst du heute nicht, kommst du morgen!“) und unterstützt „seinen“ Müllergesellen im Laufe des Abends auch sonst sehr tatkräftig. Tonda, Lobosch, Juro, Lyschko, Michal oder Andrusch werden auf der Bühne von Marius Bechen und Peter S. Herff gegeben, die für den fliegenden Rollenwechsel ganz einfach in verschiedene Jacken schlüpfen.
Dunkler Humor und schräge Charaktere
Im blau-grünen, nebligen Zwielicht der abgelegenen Mühle wirkt er deplatziert, der so unbedarft-fröhlich aussehende Betteljunge Krabat (Julia Hoffstaedter), der dem Ruf der Raben in seinem Traum hierher gefolgt ist. Als sich die Mühle als Schule für schwarze Magie entpuppt, in der es nicht mit rechten Dingen zugeht, ist Krabat froh, unter seinen Arbeitskollegen wahre Freunde zu finden. Zumal er die Nachfolge des Meisters antreten soll und andere schwerwiegende Entscheidungen zu fällen hat …
Wenn nach allen Regeln der Schwarzen Kunst die vierte Wand komplett aufgebrochen und das Publikum aktiv ins Bühnengeschehen einbezogen wird, ist das noch lange nicht die einzige Überraschung in dieser Dramatisierung des beliebten Romans von Otfried Preußler. Carina Eberle verzichtet auf ein Nacherzählen der Handlung und inszeniert eine genreübergreifende Performance mit viel Interaktionsangeboten und schwarzem Humor, in der die Eigenarten und Konflikte der Figuren im Vordergrund stehen.
Hoffstaedter bildet mit ihrer offenen Miene und dem Lockenkopf das Kontrastprogramm zum eher verschlossenen Krabat von David Kross in der Romanverfilmung von 2008. Vor allem ist ihre Rolle erfrischend anders als die der anderen, teilweise etwas tumben Müllerburschen. Die werden von Bechen und Herff mit viel Sprachwitz und einem Hang zu Selbstironie und Exzentrik verkörpert – was beim Publikum sichtlich gut ankommt.
Eine unheimlich zeitgemäße Legende
Dass Krabats Begegnung mit dem Mädchen Kantorka (ebenfalls Hoffstaedter) – via Wandprojektion einer Videoaufnahme – auf der virtuellen Ebene bleibt, darf zumindest all jene Zuschauer nicht stören, die im Skype-Zeitalter groß geworden sind. Der schaurige, einäugige Meister ist in der Koproduktion der freien Theatergruppe c.t. 201 und der Comedia wiederum als eine Art Big Brother angelegt, der jederzeit all unsere Gedanken lesen kann, aber physisch abwesend ist.
Unsichtbare Überwachungsmechanismen, die diffuse Ängste generieren: Auch darin sind die unterschwelligen Botschaften in „Krabat“ an Aktualität kaum zu überbieten. Die Inszenierung will uns das Fürchten also auf eher abstrakt-moderne Weise lehren. Doch mit den sparsam eingesetzten Requisiten in Form von wunderbar wandelbaren Kabelrollen und Gittern (Bühne: Dorothea Mines) wird die Bühnenadaption zu einem fantasievollen und mit allen Sinnen erfahrbaren Spektakel. Um die schweißtreibende Arbeit in der Mühle darzustellen, werden etwa simple Blecheimer und Gitter traktiert und mitreißende Sambarhythmen erzeugt.
Der Zuschauer darf sich nicht nur musikalisch einbringen, er ist auch intellektuell gefordert und muss sich etwa einen Zauberspruch merken oder einen Witz zu Ende erzählen. Ohne Unterstützung vom Sitznachbarn ist man da teilweise aufgeschmissen. Und genau darum geht es in jeder noch so kurzen Szene von „Krabat – Jede*r entscheidet selbst“: Über Freundschaft, Liebe, Solidarität und die Übernahme von Verantwortung. Aber auch um Ungehorsam, wo er nötig ist.
„Freundschaft, Liebe, Freiheit – wie kann man an etwas so Vergänglichem hängen?“
Otfried Preußler hat über die Bedeutung von Zusammenhalt und Liebe angesichts von schwarzer Magie geschrieben, lange bevor ein gewisser englischer Zauberlehrling sich mit den dunklen Mächten eines Voldemort konfrontiert sah. Da ist es schön, dass eine neue Generation von Fantasyfans den 46 Jahre alten Jugendbuchklassiker über das Medium Theater kennenlernt, auch wenn die frech-bunte Mitmach-Revue jungen Leuten die von Preußler verarbeitete sorbische Krabat-Legende wohl kaum näherzubringen vermag. Die atmosphärisch dichte Prosa des Autors hat – aus naheliegenden Gründen – keinen Platz in der fragmentarischen Bühnenfassung. Auch dadurch bleibt das Element des Düsteren leider weitestgehend auf der Strecke.
Doch Regie und Dramaturgie (Katja Winke, Manuel Moser) haben eine pfiffige Inszenierung erarbeitet, die trotz des multimedialen Konzepts und des fragmentarischen Erzählansatzes beseelt und leicht verständlich ist. In die bis ins letzte klangliche Detail (Musik: Öğünç Kardelen) liebevoll ausgeklügelte Produktion wurde offensichtlich viel Herzblut gesteckt. Alle Besucher werden dazu angeregt, über manch große Themen wie Macht, Verantwortung und Entscheidungsfreiheit nachzudenken, womit man ja nicht früh genug anfangen kann.
Am Ende sind alle „Müllerburschen“ auf den Zuschauerrängen gefragt, per Abstimmung über den Ausgang der Geschichte zu entscheiden. „Freiheit und Liebe“ oder „Zaubern bis in den Tod“? Die rege Beteiligung und die lauten Zwischenrufe im Roten Saal sind eindrücklicher Beweis dafür, dass Demokratiebedürfnis hier quicklebendig ist. Wer keine Angst davor hat, der „Schwarzen Mühle“ womöglich nicht entrinnen zu können, hat im September erneut Gelegenheit, sich einzumischen – wenn Krabat und seine Kameraden wieder auf die Bühne der Comedia zurückkehren …
Krabat | 2017
Jugendstück nach dem Roman von Otfried Preußler in einer Fassung für drei Schauspieler | Eine Koproduktion von c.t.201 und dem Comedia Theater Köln
Meine Südstadt | Jaleh Ojan
Ach! Ihr dunklen Mächte
„Betreten der Mühle auf eigene Gefahr!“ So heißt es auf dem Ausweis, den sich jeder Zuschauer der Vorstellung „Krabat“ umhängen muss, bevor er den Roten Saal der Comedia betritt. Da kann einem schon mulmig werden – wäre man denn auf sich allein gestellt. Doch der Ausweis ordnet uns einer von fünf Gruppen zu, die jeweils einen der Mühlknappen in der Schwarzen Mühle im Koselbruch repräsentieren.Gemeinsam skandiert man das launige Motto der eigenen Gruppe (Beispiel: „Kommst du heute nicht, kommst du morgen!“) und unterstützt „seinen“ Müllergesellen im Laufe des Abends auch sonst sehr tatkräftig. Tonda, Lobosch, Juro, Lyschko, Michal oder Andrusch werden auf der Bühne von Marius Bechen und Peter S. Herff gegeben, die für den fliegenden Rollenwechsel ganz einfach in verschiedene Jacken schlüpfen.
Dunkler Humor und schräge Charaktere
Im blau-grünen, nebligen Zwielicht der abgelegenen Mühle wirkt er deplatziert, der so unbedarft-fröhlich aussehende Betteljunge Krabat (Julia Hoffstaedter), der dem Ruf der Raben in seinem Traum hierher gefolgt ist. Als sich die Mühle als Schule für schwarze Magie entpuppt, in der es nicht mit rechten Dingen zugeht, ist Krabat froh, unter seinen Arbeitskollegen wahre Freunde zu finden. Zumal er die Nachfolge des Meisters antreten soll und andere schwerwiegende Entscheidungen zu fällen hat …
Wenn nach allen Regeln der Schwarzen Kunst die vierte Wand komplett aufgebrochen und das Publikum aktiv ins Bühnengeschehen einbezogen wird, ist das noch lange nicht die einzige Überraschung in dieser Dramatisierung des beliebten Romans von Otfried Preußler. Carina Eberle verzichtet auf ein Nacherzählen der Handlung und inszeniert eine genreübergreifende Performance mit viel Interaktionsangeboten und schwarzem Humor, in der die Eigenarten und Konflikte der Figuren im Vordergrund stehen.
Hoffstaedter bildet mit ihrer offenen Miene und dem Lockenkopf das Kontrastprogramm zum eher verschlossenen Krabat von David Kross in der Romanverfilmung von 2008. Vor allem ist ihre Rolle erfrischend anders als die der anderen, teilweise etwas tumben Müllerburschen. Die werden von Bechen und Herff mit viel Sprachwitz und einem Hang zu Selbstironie und Exzentrik verkörpert – was beim Publikum sichtlich gut ankommt.
Eine unheimlich zeitgemäße Legende
Dass Krabats Begegnung mit dem Mädchen Kantorka (ebenfalls Hoffstaedter) – via Wandprojektion einer Videoaufnahme – auf der virtuellen Ebene bleibt, darf zumindest all jene Zuschauer nicht stören, die im Skype-Zeitalter groß geworden sind. Der schaurige, einäugige Meister ist in der Koproduktion der freien Theatergruppe c.t. 201 und der Comedia wiederum als eine Art Big Brother angelegt, der jederzeit all unsere Gedanken lesen kann, aber physisch abwesend ist.
Unsichtbare Überwachungsmechanismen, die diffuse Ängste generieren: Auch darin sind die unterschwelligen Botschaften in „Krabat“ an Aktualität kaum zu überbieten. Die Inszenierung will uns das Fürchten also auf eher abstrakt-moderne Weise lehren. Doch mit den sparsam eingesetzten Requisiten in Form von wunderbar wandelbaren Kabelrollen und Gittern (Bühne: Dorothea Mines) wird die Bühnenadaption zu einem fantasievollen und mit allen Sinnen erfahrbaren Spektakel. Um die schweißtreibende Arbeit in der Mühle darzustellen, werden etwa simple Blecheimer und Gitter traktiert und mitreißende Sambarhythmen erzeugt.
Der Zuschauer darf sich nicht nur musikalisch einbringen, er ist auch intellektuell gefordert und muss sich etwa einen Zauberspruch merken oder einen Witz zu Ende erzählen. Ohne Unterstützung vom Sitznachbarn ist man da teilweise aufgeschmissen. Und genau darum geht es in jeder noch so kurzen Szene von „Krabat – Jede*r entscheidet selbst“: Über Freundschaft, Liebe, Solidarität und die Übernahme von Verantwortung. Aber auch um Ungehorsam, wo er nötig ist.
„Freundschaft, Liebe, Freiheit – wie kann man an etwas so Vergänglichem hängen?“
Otfried Preußler hat über die Bedeutung von Zusammenhalt und Liebe angesichts von schwarzer Magie geschrieben, lange bevor ein gewisser englischer Zauberlehrling sich mit den dunklen Mächten eines Voldemort konfrontiert sah. Da ist es schön, dass eine neue Generation von Fantasyfans den 46 Jahre alten Jugendbuchklassiker über das Medium Theater kennenlernt, auch wenn die frech-bunte Mitmach-Revue jungen Leuten die von Preußler verarbeitete sorbische Krabat-Legende wohl kaum näherzubringen vermag. Die atmosphärisch dichte Prosa des Autors hat – aus naheliegenden Gründen – keinen Platz in der fragmentarischen Bühnenfassung. Auch dadurch bleibt das Element des Düsteren leider weitestgehend auf der Strecke.
Doch Regie und Dramaturgie (Katja Winke, Manuel Moser) haben eine pfiffige Inszenierung erarbeitet, die trotz des multimedialen Konzepts und des fragmentarischen Erzählansatzes beseelt und leicht verständlich ist. In die bis ins letzte klangliche Detail (Musik: Öğünç Kardelen) liebevoll ausgeklügelte Produktion wurde offensichtlich viel Herzblut gesteckt. Alle Besucher werden dazu angeregt, über manch große Themen wie Macht, Verantwortung und Entscheidungsfreiheit nachzudenken, womit man ja nicht früh genug anfangen kann.
Am Ende sind alle „Müllerburschen“ auf den Zuschauerrängen gefragt, per Abstimmung über den Ausgang der Geschichte zu entscheiden. „Freiheit und Liebe“ oder „Zaubern bis in den Tod“? Die rege Beteiligung und die lauten Zwischenrufe im Roten Saal sind eindrücklicher Beweis dafür, dass Demokratiebedürfnis hier quicklebendig ist. Wer keine Angst davor hat, der „Schwarzen Mühle“ womöglich nicht entrinnen zu können, hat im September erneut Gelegenheit, sich einzumischen – wenn Krabat und seine Kameraden wieder auf die Bühne der Comedia zurückkehren …
Das doppelte Lottchen | 2017
Kinderstück nach dem Roman von Erich Kästner in einer Fassung für vier Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Ausgezeichnet mit dem Kölner Theaterpreis 2017



Kölnische Rundschau | Thomas Linden
Schwere Jungs als Kitschbremse
Frank Hörner macht „Das doppelte Lottchen“ zum Theaterfeuerwerk
Die Geschichte von Lotte und Luise, wie oft ist sie schon erzählt worden? Erich Kästner besaß die geniale Gabe, Humor und Sentimentalität perfekt aufeinander abzustimmen. Dafür liebte ihn das Kino. In Deutschland und den USA ertränkte man „Das doppelte Lottchen“ jedoch gleich in zuckersüßem Kitsch. Um dieser Gefahr zu entgehen, lässt Regisseur Frank Hörner in der Comedia die Geschichte von drei Knackis (Peter S. Herff, Manuel Moser und Liliom Lewald) aus der JVA Ossendorf und einer Justiz-Vollzugsbeamtin (Sibel Polat) spielen. Kindertheater als Resozialisierungsprojekt für schwere Jungs, könnte man meinen.
Hörner hatte in dieser Konstellation mit dem unschlagbaren Duo Herff und Moser schon „Emil und die Detektive“ bearbeitet, und 2012 den Kölner Theaterpreis gewonnen. Auch die neue Produktion ist ein seltener Glücksfall, beschert sie doch dem jungen Publikum gleichermaßen Gags und hohes Tempo. Man spürt, dass diese Produktion dem Team unglaublichen Spaß bereitet haben muss, jede Szene ist vollgestopft mit Ideen. Dabei präsentiert sich das Konzept in puristischer Strenge. Bühne und Kostüme sind schwarz, nur die die weißblonden Perücken im Pagenschnitt bieten einen visuellen Kontrast. Sie wirbeln allerdings mitunter so wild zur Musik, dass man den Blick scharf stellen muss.
Lotte und Luise erfahren im Ferienlager von ihrer Zwillingsexistenz, die eine lebt in Wien beim Vater, die andere in München bei der Mutter. Die Mädchen tauschen die Rollen und bekommen am Ende Mama und Papa wieder zusammen. Das Happy End wird jedoch zur Nebensache angesichts eines furios vorbereiteten Finales. So werden auf der Bühne die beiden Wohnungen – die aus zwei Gefängniszellen bestehen – nach Belieben gedreht.
Das Eingesperrtsein in spießig bürgerlichen Verhältnissen, die die Kinder in einem gnadenlosen Erwartungshorizont gefangen halten, wird hier mit brüllender Komik demonstriert. Die Inszenierung zeigt ganz nebenbei, wie wenig sich in manchen Dingen seit Jahrzehnten im Verhältnis zwischen Eltern und Kindern geändert hat. Im Spiegel des Kästner-Romans reflektiert die Produktion Vergangenheit und Gegenwart verliert jedoch nie die Bodenhaftung. Über der Komik vergisst das Team nicht das Kraftwerk der Gefühle, das dort aufgeladen wird, wo es um die Liebe der Kinder zu den Eltern geht.
Ein paar Tränen dürfen schon fließen, merkt ja auch keiner, ob sie dem Lachen oder der Rührung entspringen. So entwickelt sich ein Theaterbesuch, der richtig satt macht, weil hier ein Team seine Fähigkeiten nahtlos bündelt. Die Musik von Sebastian Maier, spielt mit Schnulze und hartem Rock, Ausstattung (Stefanie Stuhldreier) und Licht (Stefanie Thelen) geben einen unverwechselbaren Look, und die Schauspieler verwandeln das Ganze in eine atemlos befeuerte Inszenierung.
Kölner Stadtanzeiger | Christian Bos
Zwillinge in Handschellen
In der Comedia lässt Regisseur Frank Hörner drei schwere Jungs und ihre Aufpasserin „Das doppelte Lottchen“ spielen
Bühnennebel, Schwarzlicht, Horrorfilmmusik. Zwei gestandene Männer, die mit ihren weißblonden Perücken aussehen, wie die Sängerin Sia, nur mit frisch geschnittenem Pony. Die Stimmung ist aggressiv, es herrscht dicke Luft.
Nein, die Zuschauer haben sich nicht im Theater geirrt, hier wird Erich Kästner „Das doppelte Lottchen“ gespielt. Wer den Roman nicht gelesen hat, soll ja vorkommen, hat mit Sicherheit eine oder mehrere der vielen Verfilmungen des Stoffes gesehen. Hat bestimmte Erwartungen. Die hier allesamt unterlaufen werden. Mit einer Chuzpe, die sämtlichen (mir) bekannten Versionen des Stoffes abgeht. So unsentimental kitschbefreit wie jetzt in der Kölner Comedia hat man das „Lottchen“ noch nicht gesehen.
Frank Hörner hat bereits sehr erfolgreich am selben Ort „Emil und die Detektive“ entmottet. Diesen Kästner-Klassiker hat auch die Theater-AG der JVA-Ossendorf im Programm, als die sich die drei perückten Darsteller – Peter S. Herff, Manuel Moser, Liliom Lewald – vorstellen. Und weil einer der schweren Jungs ein „Emil“-Gastspiel zum Fluchtversuch genutzt hatte, steht mit Sibel Polat diesmal auch noch eine (ebenfalls blond bedeckte) Justizvollzugsbeamtin auf der Bühne. Sie schließt Herff und Moser erstmal per Handschellen kurz, was durchaus passt, denn die beiden übernehmen jetzt auch die Rollen der frechen Luise Palfy aus Wien und der beflissenen Lotte Körner aus München. Die Mädchen können im Ferienlager zuerst bekanntlich überhaupt nicht miteinander. Und fühlen sich doch seltsam zueinander hingezogen. Klar, sie ähneln sich ja auch wie ein Ei dem anderen.
Das ist ganz erstaunlich, wie Hörner hier den Stoff lustvoll gegen den Strich bürstet und dabei doch dem Kern der Geschichte näher kommt als alle Eins-zu-eins-Bebilderungen des Romans. Denn es geht ja nicht um die Verwechslungskomödie und vielleicht geht es noch nicht einmal um das Scheidungs-Thema. Als Luise und Lotte beschließen, ihre Identitäten zu tauschen – Luise als Lotte zur Mutter nach München, Lotte als Luise zum Vater nach Wien fährt – tauschen sie auch die Selbstverständlichkeit ihren jeweiligen Alltag gegen eine unbequeme Wahrheit ein: Der Platz, den sie im Leben ihrer Eltern einnehmen ist doch sehr eng begrenzt. Lotte hat ihre berufstätige Mutter zu bekochen, Luise ist vom Vater in eine eigene Wohnung mit Dienstmädchen abgeschoben worden, er muss in Ruhe komponieren. Kurz: Die Zwillinge sitzen sitzen selbst in Zellen fest und verbringen den größten Teil ihrer Zeit mit Warten. Die große Wohnkiste auf der Bühne lässt sich in zwei Zimmer aufteilen, dreht man die Kulisse, haben die Fenster Gitterstäbe.
Das klingt nun beinahe deprimierend, doch die Inszenierung verkauft ihre bittere Wahrheit mit einem Höchstmaß an Einfallsreichtum und Humor. Selten so gelacht, als Erwachsener im Kindertheater. Die Einfachheit der Mittel – zu den Perücken und Drehkisten kommt noch ein Stehklavier, das war es schon – steht im umgekehrt reziproken Verhältnis zum Reichtum des Gefühls, der hier erzeugt wird.
Ein Juwel, empfohlen ab 6 Jahren.
Das doppelte Lottchen | 2017
Kinderstück nach dem Roman von Erich Kästner in einer Fassung für vier Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Ausgezeichnet mit dem Kölner Theaterpreis 2017
Kölnische Rundschau | Thomas Linden
Schwere Jungs als Kitschbremse
Frank Hörner macht „Das doppelte Lottchen“ zum Theaterfeuerwerk
Die Geschichte von Lotte und Luise, wie oft ist sie schon erzählt worden? Erich Kästner besaß die geniale Gabe, Humor und Sentimentalität perfekt aufeinander abzustimmen. Dafür liebte ihn das Kino. In Deutschland und den USA ertränkte man „Das doppelte Lottchen“ jedoch gleich in zuckersüßem Kitsch. Um dieser Gefahr zu entgehen, lässt Regisseur Frank Hörner in der Comedia die Geschichte von drei Knackis (Peter S. Herff, Manuel Moser und Liliom Lewald) aus der JVA Ossendorf und einer Justiz-Vollzugsbeamtin (Sibel Polat) spielen. Kindertheater als Resozialisierungsprojekt für schwere Jungs, könnte man meinen.
Hörner hatte in dieser Konstellation mit dem unschlagbaren Duo Herff und Moser schon „Emil und die Detektive“ bearbeitet, und 2012 den Kölner Theaterpreis gewonnen. Auch die neue Produktion ist ein seltener Glücksfall, beschert sie doch dem jungen Publikum gleichermaßen Gags und hohes Tempo. Man spürt, dass diese Produktion dem Team unglaublichen Spaß bereitet haben muss, jede Szene ist vollgestopft mit Ideen. Dabei präsentiert sich das Konzept in puristischer Strenge. Bühne und Kostüme sind schwarz, nur die die weißblonden Perücken im Pagenschnitt bieten einen visuellen Kontrast. Sie wirbeln allerdings mitunter so wild zur Musik, dass man den Blick scharf stellen muss.
Lotte und Luise erfahren im Ferienlager von ihrer Zwillingsexistenz, die eine lebt in Wien beim Vater, die andere in München bei der Mutter. Die Mädchen tauschen die Rollen und bekommen am Ende Mama und Papa wieder zusammen. Das Happy End wird jedoch zur Nebensache angesichts eines furios vorbereiteten Finales. So werden auf der Bühne die beiden Wohnungen – die aus zwei Gefängniszellen bestehen – nach Belieben gedreht.
Das Eingesperrtsein in spießig bürgerlichen Verhältnissen, die die Kinder in einem gnadenlosen Erwartungshorizont gefangen halten, wird hier mit brüllender Komik demonstriert. Die Inszenierung zeigt ganz nebenbei, wie wenig sich in manchen Dingen seit Jahrzehnten im Verhältnis zwischen Eltern und Kindern geändert hat. Im Spiegel des Kästner-Romans reflektiert die Produktion Vergangenheit und Gegenwart verliert jedoch nie die Bodenhaftung. Über der Komik vergisst das Team nicht das Kraftwerk der Gefühle, das dort aufgeladen wird, wo es um die Liebe der Kinder zu den Eltern geht.
Ein paar Tränen dürfen schon fließen, merkt ja auch keiner, ob sie dem Lachen oder der Rührung entspringen. So entwickelt sich ein Theaterbesuch, der richtig satt macht, weil hier ein Team seine Fähigkeiten nahtlos bündelt. Die Musik von Sebastian Maier, spielt mit Schnulze und hartem Rock, Ausstattung (Stefanie Stuhldreier) und Licht (Stefanie Thelen) geben einen unverwechselbaren Look, und die Schauspieler verwandeln das Ganze in eine atemlos befeuerte Inszenierung.
Kölner Stadtanzeiger | Christian Bos
Zwillinge in Handschellen
In der Comedia lässt Regisseur Frank Hörner drei schwere Jungs und ihre Aufpasserin „Das doppelte Lottchen“ spielen
Bühnennebel, Schwarzlicht, Horrorfilmmusik. Zwei gestandene Männer, die mit ihren weißblonden Perücken aussehen, wie die Sängerin Sia, nur mit frisch geschnittenem Pony. Die Stimmung ist aggressiv, es herrscht dicke Luft.
Nein, die Zuschauer haben sich nicht im Theater geirrt, hier wird Erich Kästner „Das doppelte Lottchen“ gespielt. Wer den Roman nicht gelesen hat, soll ja vorkommen, hat mit Sicherheit eine oder mehrere der vielen Verfilmungen des Stoffes gesehen. Hat bestimmte Erwartungen. Die hier allesamt unterlaufen werden. Mit einer Chuzpe, die sämtlichen (mir) bekannten Versionen des Stoffes abgeht. So unsentimental kitschbefreit wie jetzt in der Kölner Comedia hat man das „Lottchen“ noch nicht gesehen.
Frank Hörner hat bereits sehr erfolgreich am selben Ort „Emil und die Detektive“ entmottet. Diesen Kästner-Klassiker hat auch die Theater-AG der JVA-Ossendorf im Programm, als die sich die drei perückten Darsteller – Peter S. Herff, Manuel Moser, Liliom Lewald – vorstellen. Und weil einer der schweren Jungs ein „Emil“-Gastspiel zum Fluchtversuch genutzt hatte, steht mit Sibel Polat diesmal auch noch eine (ebenfalls blond bedeckte) Justizvollzugsbeamtin auf der Bühne. Sie schließt Herff und Moser erstmal per Handschellen kurz, was durchaus passt, denn die beiden übernehmen jetzt auch die Rollen der frechen Luise Palfy aus Wien und der beflissenen Lotte Körner aus München. Die Mädchen können im Ferienlager zuerst bekanntlich überhaupt nicht miteinander. Und fühlen sich doch seltsam zueinander hingezogen. Klar, sie ähneln sich ja auch wie ein Ei dem anderen.
Das ist ganz erstaunlich, wie Hörner hier den Stoff lustvoll gegen den Strich bürstet und dabei doch dem Kern der Geschichte näher kommt als alle Eins-zu-eins-Bebilderungen des Romans. Denn es geht ja nicht um die Verwechslungskomödie und vielleicht geht es noch nicht einmal um das Scheidungs-Thema. Als Luise und Lotte beschließen, ihre Identitäten zu tauschen – Luise als Lotte zur Mutter nach München, Lotte als Luise zum Vater nach Wien fährt – tauschen sie auch die Selbstverständlichkeit ihren jeweiligen Alltag gegen eine unbequeme Wahrheit ein: Der Platz, den sie im Leben ihrer Eltern einnehmen ist doch sehr eng begrenzt. Lotte hat ihre berufstätige Mutter zu bekochen, Luise ist vom Vater in eine eigene Wohnung mit Dienstmädchen abgeschoben worden, er muss in Ruhe komponieren. Kurz: Die Zwillinge sitzen sitzen selbst in Zellen fest und verbringen den größten Teil ihrer Zeit mit Warten. Die große Wohnkiste auf der Bühne lässt sich in zwei Zimmer aufteilen, dreht man die Kulisse, haben die Fenster Gitterstäbe.
Das klingt nun beinahe deprimierend, doch die Inszenierung verkauft ihre bittere Wahrheit mit einem Höchstmaß an Einfallsreichtum und Humor. Selten so gelacht, als Erwachsener im Kindertheater. Die Einfachheit der Mittel – zu den Perücken und Drehkisten kommt noch ein Stehklavier, das war es schon – steht im umgekehrt reziproken Verhältnis zum Reichtum des Gefühls, der hier erzeugt wird.
Ein Juwel, empfohlen ab 6 Jahren.
Ein Känguru wie du | 2016
Kinderstück von Ulrich Hub in einer Fassung für vier Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2016



Kölner Stadtanzeiger | Christian Bos
Der Trainer steht auf Männchen
Lucky und Pascha verstehen die Welt nicht mehr. Dabei könnte alles so einfach sein. Am Abend treten die jungen Raubkatzen – Lucky, der schwarze Panther und Pascha, der weiße Tiger – mit ihrem Trainer bei den Zirkusfestspielen auf. Ein ganzes Jahr lang sie trainiert, jetzt müssen sie einfach den ersten Preis gewinnen. Die Prinzessin wird sie zu sich nach Hause einladen und sich in ihren Trainer vergucken. Der riecht so gut nach Maiglöckchen. Dann, träumen die Kätzchen, wären sie eine glückliche Familie.
Aber der Trainer scheint sich gar nicht für die Prinzessin zu interessieren. Ob er schon verheiratet ist? Nein, lacht der, aber Single sei er auch nicht. Da kommt Lucky ein furchtbarer Verdacht. Der Trainer ist schwul. Schließlich hört er gerne Mozart und trägt ein pinkes Satinhemd. Naja, und das Maiglöckchenparfüm. Schwul, was soll das heißen?, will Pascha wissen. Wenn man auf Männchen steht, sagt Lucky. Wie peinlich.
Die beiden beschließen abzuhauen, ans Meer. Dort treffen sie Django, ein boxendes Känguru. Lucky und Pascha kommen alleine nicht gut zurecht. Django schon. Der gewinnt alle seine Kämpfe dorch K.O., der fühlt sich so richtig wohl, als schwules Känguru.
Wie Lucky und Pascha jetzt reagieren, gucken sie sich am besten selbst mit ihren Kindern (ab 6 Jahre) in der Comedia an, denn „Ein Känguru wie du“ nach dem Buch von Ulrich Hub ist der Idealfall des Kindertheaters: Die Botschft ist klar, aber nicht hinten drangepappt, sie ergibt sich im und aus dem Spiel. Und dieses hat Rüdiger Pape mit so großem komödiantischem Schwung inszeniert, dass man die Pädagogik kaum spürt.
Alexander Stirnberg und Peter S. Herff bilden als Panther und Tiger in Trainingsanzügen ein klassisches Comedy-Duo, liebenswert, treudoof und lachtränentreibend, Klaus Prangenberg als überenthusiastischer Dompteur und Manuel Moser als hackenschlagendes Känguru stehen ihnen an Energie nicht nach. Der kleinen Sitznachbarin glänzten beim Schlussapplaus Tränen auf den feuchten Wangen, war es die Rührung oder das schiere Vergnügen, schwer zu sagen.
Ein Känguru wie du | 2016
Kinderstück von Ulrich Hub in einer Fassung für vier Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2016
Kölner Stadtanzeiger | Christian Bos
Der Trainer steht auf Männchen
Lucky und Pascha verstehen die Welt nicht mehr. Dabei könnte alles so einfach sein. Am Abend treten die jungen Raubkatzen – Lucky, der schwarze Panther und Pascha, der weiße Tiger – mit ihrem Trainer bei den Zirkusfestspielen auf. Ein ganzes Jahr lang sie trainiert, jetzt müssen sie einfach den ersten Preis gewinnen. Die Prinzessin wird sie zu sich nach Hause einladen und sich in ihren Trainer vergucken. Der riecht so gut nach Maiglöckchen. Dann, träumen die Kätzchen, wären sie eine glückliche Familie.
Aber der Trainer scheint sich gar nicht für die Prinzessin zu interessieren. Ob er schon verheiratet ist? Nein, lacht der, aber Single sei er auch nicht. Da kommt Lucky ein furchtbarer Verdacht. Der Trainer ist schwul. Schließlich hört er gerne Mozart und trägt ein pinkes Satinhemd. Naja, und das Maiglöckchenparfüm. Schwul, was soll das heißen?, will Pascha wissen. Wenn man auf Männchen steht, sagt Lucky. Wie peinlich.
Die beiden beschließen abzuhauen, ans Meer. Dort treffen sie Django, ein boxendes Känguru. Lucky und Pascha kommen alleine nicht gut zurecht. Django schon. Der gewinnt alle seine Kämpfe dorch K.O., der fühlt sich so richtig wohl, als schwules Känguru.
Wie Lucky und Pascha jetzt reagieren, gucken sie sich am besten selbst mit ihren Kindern (ab 6 Jahre) in der Comedia an, denn „Ein Känguru wie du“ nach dem Buch von Ulrich Hub ist der Idealfall des Kindertheaters: Die Botschft ist klar, aber nicht hinten drangepappt, sie ergibt sich im und aus dem Spiel. Und dieses hat Rüdiger Pape mit so großem komödiantischem Schwung inszeniert, dass man die Pädagogik kaum spürt.
Alexander Stirnberg und Peter S. Herff bilden als Panther und Tiger in Trainingsanzügen ein klassisches Comedy-Duo, liebenswert, treudoof und lachtränentreibend, Klaus Prangenberg als überenthusiastischer Dompteur und Manuel Moser als hackenschlagendes Känguru stehen ihnen an Energie nicht nach. Der kleinen Sitznachbarin glänzten beim Schlussapplaus Tränen auf den feuchten Wangen, war es die Rührung oder das schiere Vergnügen, schwer zu sagen.
Emil und die Detektive | 2012
Kinderstück nach dem Roman von Erich Kästner in einer Fassung für drei Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Ausgezeichnet mit dem Kölner Theaterpreis 2012 und dem Publikumspreis WESTWIND 2013



AKT Ausgabe 30 | Christina Gath
Emil in Ossendorf
In der Comedia gelingt Erich Kästners „Emil und die Detektive“ unter Frank Hörners Regie als rasant es und spannendes Drei-Mann-Bühnenstück für Kinder ab sechs, das mit viel Witz, filmischen Elementen und einer überraschenden Rahmenhandlung nichts vom Charme der Vorlage einbüßt.
Drei reichlich finstere Gestalten in grauen Einheitspullis und Jogginghosen betreten die Bühne der Comedia. Unvermittelt stampfen sie einen martialischen Tanz, begleitet von viel Gebrüll. Die überraschende Rahmenhandlung der Comedia-Bühnenfassung von Kästners mehr als 80 Jahre altem Roman führt in die JVA Ossendorf. Dort soll das Stück „Emil und die Detektive“ im Rahmen eines „Resozialisierungsprogramms“ gespielt werden. Schwerverbrecher und „unser“ Emil, kann das gut gehen? Der Realschüler Emil Tischbein und die Bande Berliner Gören um „Gustav mit der Hupe“ aus Kästners Kinderbuch ist uns schließlich generationsübergreifend ans Herz gewachsen, wir könnten fast mitsprechen bei Sätzen wie dem von Emils Oma: „Ich krieg vor Wut Rheumatismus!“.
Es geht gut und wie! Der Kunstgriff liefert erst einmal eine schlüssige Erklärung dafür, warum drei Männer weit jenseits der 30 (etwas jünger ist nur Nils Beckmann als Emil). Darüber hinaus ist so möglich, die Zuschauer am „Making of“ des Stückes teilhaben zu lassen, und das ist sehr lustig und spannend. Die drei lassen mit einfachsten Mitteln wie alten Bürostühlen und Perücken die Geschichte auf der Bühne entstehen, ezählen und spielen abwechseln (und dann kommen auch alle vertrauten Sätze). Knastklamotten (übrigens originale) werden, von links auf rechts gedreht, zu Kittelschürzen, dicken Bäuchen, Umhängen. Das funktioniert so genial, dass man den Parka des gejagten Diebes irgendwann unheimlich findet, auch wenn gar niemand mehr drinsteckt. Das großartige Bühnenbild von Brigit Kofmel besteht aus verschiebbaren Speerholzkästen, aus deren geometrischen Form in rasantem Tempo Häuserfluchten, klaustophobische Straßenbahnen, Kaffeehäuser, ein Hotel samt Schwingtür werden. Die rasante, filmhafte Erzählweise der Vorlage ist kongenial umgesetzt, was der Musik Sebastians Maiers zu danken ist. Die Stummfilm- und Film Noir-Zitate nehmen die Schauspieler auf der Bühne immer wieder in Tempo und Bewegungsabläufen auf und verleihen dem ganzen ein elegantes Zeitkolorit.
Manuel Moser, Peter S. Herff und Nils Beckmann sind als Knastbrüder ebenso glaubwürdig wie in ihren vielfachen Rollen des Stücks im Stück. Allein Herff, der Emils Kinderbande fast im Alleingang darstellt (wozu er ständig wie irre mit sich selbst kommunizieren muss) lohnt den Theaterbesuch. Das Kunststück gelingt, sich zwar immer wieder ironisch zur Rolle zu verhalten und sie damit vom – doch ja – leicht Angestaubten der Vorlage zu befreien, sie jedoch nie der Lächerlichkeit preiszugeben. Das lässt auf der Bühne ebenso viel Raum für Komik wie für Warmherzigkeit.
Kölner Stadt-Anzeiger | V. Schneider
Brillant gelöst
Die erste Szene war ein bisschen wie eine personifizierte Gleichung. Sie lautete etwa so: Drei Männer + ein paar Holzblöcke + x = Emil und die Detektive. Lösen Sie nach x auf.
Dass muss man erst mal schaffen, einen derartigen Klassiker mit so wenigen Mitteln zu inszenieren. Dem Comedia-Theater in Köln ist es gelungen. Es feierte die Premiere von „Parole Emil“, Erich Kästners „Emil und die Detektive“, und dass sowohl Groß als auch Klein im Publikum begeistert waren, ergab sich nicht nur aus dem Titel. Die Lösung, die Regisseur Frank Hörner für die Gleichung gefunden hat, ist x = Kreativität.
Er ließ zum einen die drei Schauspieler mehrere Rollen darstellen, ohne dass es verwirrend wurde und schaffte es, das Stück lustig und zugleich anspruchsvoll für die Zuschauer ab sechs Jahren zu machen. Dazu gehörte eine Rahmenhandlung, aus der heraus die Geschichte von Emil und seiner Verfolgungsjagd beschrieben wird.
Nils Beckmann, Peter S. Herff und Manuel Moser spielen zu allererst drei Häftlinge aus der JVA Ossendorf, die Emil und die Detektive in einem Reintegrationsprogramm einstudiert haben. Die Knastbrüder interagieren und scherzen mit dem gespannten Kindern in den vorderen Reihen, bevor sie mit ihrer Emil-Erzählung beginnen. Immer wieder fallen sie im Laufe des Stückes zurück in ihre Erzählerrollen, was die Inszenierung belebt und für Lacher sorgt. Die als Bühnenbild dienenden Holzblöcke sind verschiebbar, werden vom Friseursalon zum Zugabteil (wo Emil von Herrn Grundeis beklaut wird) zur Straßenbahn (wo Emil den Dieb verfolgt) zum – herrlich gelöst! – verrauchten Straßencafé und schließlich zur Berliner Innenstadt, wo Emil Gustav und seine Bande trifft.
Das Personalproblem hat Frank Hörner ebenso brillant gelöst: Durch das geschickte Einsetzen von Requisiten werden aus drei Männern ein Dutzend verschiedene Persönlichkeiten. Während Nils Beckmann einen durchweg rührenden Emil mimt, übernimmt Manuel Moser mit viel Charme und Witz den Bandenführer Gustav und einige weibliche Rollen: Mutti und Pony Hütchen. Glänzend ist Peter S. Herff in seiner Umsetzung der gesamten Kinderbande. Mütze, Mundstück und Sonnenbrille reichen aus, und mit Leichtigkeit macht er innerhalb weniger Augenblicke aus einem Kind vier.
Der Comedia ist eine ungewöhnliche und sehr sehenswerte Version des Kästner’schen Klassikers geglückt.
Südstadt.de / Köln | Isabel Hemming
Theater ohne Gitter
Wenn Kinder spielen, dann tun sie es mit jeder Faser ihres Herzens. Mit jedem Knochen, den sie im Körper haben – und mit jedem Fünkchen Verstand, das sie besitzen.
Ihr Aufenthaltsort ist uneingeschränkt: die gegebene Situation. Wenn sie da aussteigen, dann nur, um zu erzählen, wie die Geschichte weitergeht, um sich gegenseitig Anweisungen zu geben. Oder weil sie mal eben kurz maulen und ihre Kräfte messen, weil sie unbedingt eine Erkenntnis offenbaren wollen, oder weil sie eine Forderung, einen Wunsch an ihre Spielpartner formulieren.
Sie sind im Einklang mit sich und der Welt, sie sind in ihrem selbst erschaffenen Universum und fließen konstant, ohne inneren Zensor, durch dieses Universum. Sie spielen und funktionieren; und mit einem Gefühl der Unendlichkeit im Bauch, erreichen sie den beneidenswerten Zustand einer befreiten und tiefen inneren Zufriedenheit.
Regisseur Frank Hörner zieht alle Register, in denen Kinder sich am besten aufgehoben und verstanden fühlen, um sie ebenso wie das große Publikum in die Welt von Emil Tischbein hineinzulocken. Mit klarem Blick lässt er seine wunderbaren Schauspieler in dem Kinderstück „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner agieren. Nils Beckmann etwa ist perfekt besetzt in der Rolle des Emil und des Erzählers. Manuel Moser sorgt mit umwerfender Komik und in spröder Nüchternheit für die bedrohlichen als auch die unbedarften Töne. Peter S. Herff ist mit liebevoll ausgearbeiteter Divergenz, Timing und Können unter anderem zuständig für alle Mitglieder der Bande von Gustav, dem Berliner Jungen.
Es wird verfolgt, gejagt, gewachsen, es wird absurd geturnt, sich bewegt. Es wird maßlos übertrieben, und mitunter bis zur Unkenntlichkeit gesteigert. In der „verspielten“, spannenden Musik (Sebastian Maier), der Bewegung, der Stimmung. Eine dichte, sich rasant entwickelnde und magnetisierende Inszenierung mit ebenso rasant und effizienten, offenen Kostümwechsel und Umbauten. Das kleine Publikum wird sicht – und hörbar auf Trab gehalten, es scheint unentrinnbar ausgeliefert zu sein – dem „Augenblick des Moments“ und dieser spannenden Detektivgeschichte.
Der 12 jährige Emil Tischbein wird aus seiner Kleinstadt mit 140 Mark in der Tasche von seiner Mutter zu seiner alten Großmutter nach Berlin geschickt und im Zug ausgeraubt. Weil er selbst Zuhause etwas ausgefressen hat, traut er sich nicht, sich an die Polizei zu wenden, sondern verfolgt den Dieb auf eigene Faust, quer durch die Stadt. Dabei trifft er auf den Berliner Jungen Gustav und seine Bande, die ihm bei den Ermittlungen zur Seite stehen. Es gelingt den Jungs schließlich, den Dieb in einer Bank zu stellen und zu überführen.
Das raffinierte und sehr bewegliche Bühnenbild von Birgit Kofmehl – „alles aus Holz“ kommentiert trocken einer der Akteure beim Draufklopfen – bewährt sich nicht nur durch Humor und Wandelbarkeit. Es trägt durch seine Beschaffenheit maßgeblich zur Atmosphäre und Milieuschilderung bei und schafft zur Faszination der Kinder, durch seine Vielnutzbarkeit auch die Voraussetzung zu einer Handvoll bezaubernder Momente einer „Screwball“-Komödie. Phantastisch ist außerdem, was man mit nur zwei Bürostühlen, einer Niki-Jacke und ein paar Perücken alles erschaffen kann. Absolut Sehenswert.
Choices / Köln | Thomas Linden
Emil und die Knackis
Pralle Inszenierung des Klassikers von Erich Kästner
Will man bewährte Geschichten neu und frisch erzählen, muss man sie konsequent umkrempeln. Wie lieb haben wir doch den braven Emil gehabt, der so tapfer mit seiner Mutter zusammenlebte, die in ihrem Friseurladen in der Provinz jede Münze ein halbes Dutzend Mal umdrehen musste, bevor sie sie ausgeben konnte. Ausgerechnet diesem netten Jungen wird im Bahnabteil auf der Fahrt zu seiner Oma in Berlin von einem Mitreisenden das Geld geklaut. Aber die Kinder in Berlin, allen voran Gustav mit der Hupe und Kusine Polly Hütchen mit dem Fahrrad, helfen Emil, den fiesen Dieb zu stellen, der das Geld, dass sich Emil und seine Mutter vom Munde abgespart haben, letztlich wieder herausrücken muss. Eine Geschichte, die ans Herz geht, das wusste Erich Kästner, als er „Emil und die Detektive“ schrieb, aber was ist, wenn diese Geschichte von drei schweren Jungs aus der JVA in Köln-Ossendorf erzählt wird? Dann ist jegliche Sentimentalität vom Tisch und die ganze Geschichte erzählt sich mit doppeltem Boden. Ein toller Schachzug von Frank Hörner, der eine Fassung von Marion Firlus in der Comedia mit Nils Beckmann, Peter S. Herff und Manuel Moser präsentiert. Es geht gleich zu Beginn ruppig zu, wenn sich die Knackis lautstark vorstellen.
Wer denkt, die Kinder würden sich davon beeindrucken lassen, stellt überrascht fest, dass die jeden Zwischenton verstehen und lachend auf den martialischen Auftritt der drei Machos antworten. Emil ist eben ein Kinderkrimi, deshalb gehört die handfeste Gangart dazu. Die Inszenierung vermag mit Hilfe der Musik-Collage von Sebastian Meier die Stimmung behende zu wechseln, Komik und Slapstick werden durch Spannung oder atmosphärische Momente gekontert. Man soll spüren, dass sich das Abenteuer um Emil und die Kinder in einer Metropole abspielt. Die Musik lässt denn auch alles eine Nummer größer erscheinen.
Wunderbar agieren die drei Schauspieler, Nils Beckmann hält als Emil den Kontakt zu den Kindern, Manuel Moser sorgt für die dunkle Grundierung und die schrillste Komik, Peter S. Herff spielt alleine alle Bandenmitglieder von Gustav. Motive und Effekte greifen ineinander, so dass eine pralle Inszenierung entsteht. Jede Szene wartet mit überraschenden Ideen in einem Bühnenbild von Brigit Kofmel auf, das variabel und zugleich pointiert vom Hausdach bis zum Hotel-Lift genutzt werden kann. Das eigentliche Thema hinter der sauber erzählten Romanhandlung ist denn auch das Theatermachen selbst. Wie wird erzählt? Das ist die Frage, die Kinder und Erwachsene beschäftigt und die mit jedem Auftritt Antworten findet, die kleines wie großes Publikum entzücken. Jede Inszenierung in der Comedia besitzt derzeit Charakter, dieser „Emil“ von Frank Hörner bietet mit seiner Professionalität, seinen reichen Ideen und dem zielsicheren Witz besonders nahrhafte Theaterkost.
Stadtrevue 03/12 | Romy Weimann
Das Gute besiegt das Böse
Und was macht Regisseur Frank Hörner aus der heilen Welt des Kästner-Klassikers?
Er zieht dem Kinderkrimi von 1929 um Emil und seine Bande einen doppelten Boden ein. Die rührende, aber auch alltagsnahe Geschichte vom kleinen Jungen, dem auf der Reise zu seiner Oma 140 hart ersparte Mark aus der Tasche geklaut werden, erzählen ausgerechnet drei Knackis.
Das halbwüchsige Publikum, keineswegs eingeschüchtert von den Brachialtypen, kreischt, lacht und fiebert mit, wenn Nils Beckmann als Emil mit Manuel Moser als Anführer Gustav und Peter S. Herff, der gleich die ganze Bande verkörpert, über die Bühne jagt. Da werden Stühle zu Verfolgungswagen und einfache Holzplatten zur Skyline Berlins.
Über solche Schauspielerleistungen und den Einfallsreichtum können auch die Großen nur staunen.
Emil und die Detektive | 2012
Kinderstück nach dem Roman von Erich Kästner in einer Fassung für drei Schauspieler | Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Ausgezeichnet mit dem Kölner Theaterpreis 2012 und dem Publikumspreis WESTWIND 2013
AKT Ausgabe 30 | Christina Gath
Emil in Ossendorf
In der Comedia gelingt Erich Kästners „Emil und die Detektive“ unter Frank Hörners Regie als rasant es und spannendes Drei-Mann-Bühnenstück für Kinder ab sechs, das mit viel Witz, filmischen Elementen und einer überraschenden Rahmenhandlung nichts vom Charme der Vorlage einbüßt.
Drei reichlich finstere Gestalten in grauen Einheitspullis und Jogginghosen betreten die Bühne der Comedia. Unvermittelt stampfen sie einen martialischen Tanz, begleitet von viel Gebrüll. Die überraschende Rahmenhandlung der Comedia-Bühnenfassung von Kästners mehr als 80 Jahre altem Roman führt in die JVA Ossendorf. Dort soll das Stück „Emil und die Detektive“ im Rahmen eines „Resozialisierungsprogramms“ gespielt werden. Schwerverbrecher und „unser“ Emil, kann das gut gehen? Der Realschüler Emil Tischbein und die Bande Berliner Gören um „Gustav mit der Hupe“ aus Kästners Kinderbuch ist uns schließlich generationsübergreifend ans Herz gewachsen, wir könnten fast mitsprechen bei Sätzen wie dem von Emils Oma: „Ich krieg vor Wut Rheumatismus!“.
Es geht gut und wie! Der Kunstgriff liefert erst einmal eine schlüssige Erklärung dafür, warum drei Männer weit jenseits der 30 (etwas jünger ist nur Nils Beckmann als Emil). Darüber hinaus ist so möglich, die Zuschauer am „Making of“ des Stückes teilhaben zu lassen, und das ist sehr lustig und spannend. Die drei lassen mit einfachsten Mitteln wie alten Bürostühlen und Perücken die Geschichte auf der Bühne entstehen, ezählen und spielen abwechseln (und dann kommen auch alle vertrauten Sätze). Knastklamotten (übrigens originale) werden, von links auf rechts gedreht, zu Kittelschürzen, dicken Bäuchen, Umhängen. Das funktioniert so genial, dass man den Parka des gejagten Diebes irgendwann unheimlich findet, auch wenn gar niemand mehr drinsteckt. Das großartige Bühnenbild von Brigit Kofmel besteht aus verschiebbaren Speerholzkästen, aus deren geometrischen Form in rasantem Tempo Häuserfluchten, klaustophobische Straßenbahnen, Kaffeehäuser, ein Hotel samt Schwingtür werden. Die rasante, filmhafte Erzählweise der Vorlage ist kongenial umgesetzt, was der Musik Sebastians Maiers zu danken ist. Die Stummfilm- und Film Noir-Zitate nehmen die Schauspieler auf der Bühne immer wieder in Tempo und Bewegungsabläufen auf und verleihen dem ganzen ein elegantes Zeitkolorit.
Manuel Moser, Peter S. Herff und Nils Beckmann sind als Knastbrüder ebenso glaubwürdig wie in ihren vielfachen Rollen des Stücks im Stück. Allein Herff, der Emils Kinderbande fast im Alleingang darstellt (wozu er ständig wie irre mit sich selbst kommunizieren muss) lohnt den Theaterbesuch. Das Kunststück gelingt, sich zwar immer wieder ironisch zur Rolle zu verhalten und sie damit vom – doch ja – leicht Angestaubten der Vorlage zu befreien, sie jedoch nie der Lächerlichkeit preiszugeben. Das lässt auf der Bühne ebenso viel Raum für Komik wie für Warmherzigkeit.
Kölner Stadt-Anzeiger | V. Schneider
Brillant gelöst
Die erste Szene war ein bisschen wie eine personifizierte Gleichung. Sie lautete etwa so: Drei Männer + ein paar Holzblöcke + x = Emil und die Detektive. Lösen Sie nach x auf.
Dass muss man erst mal schaffen, einen derartigen Klassiker mit so wenigen Mitteln zu inszenieren. Dem Comedia-Theater in Köln ist es gelungen. Es feierte die Premiere von „Parole Emil“, Erich Kästners „Emil und die Detektive“, und dass sowohl Groß als auch Klein im Publikum begeistert waren, ergab sich nicht nur aus dem Titel. Die Lösung, die Regisseur Frank Hörner für die Gleichung gefunden hat, ist x = Kreativität.
Er ließ zum einen die drei Schauspieler mehrere Rollen darstellen, ohne dass es verwirrend wurde und schaffte es, das Stück lustig und zugleich anspruchsvoll für die Zuschauer ab sechs Jahren zu machen. Dazu gehörte eine Rahmenhandlung, aus der heraus die Geschichte von Emil und seiner Verfolgungsjagd beschrieben wird.
Nils Beckmann, Peter S. Herff und Manuel Moser spielen zu allererst drei Häftlinge aus der JVA Ossendorf, die Emil und die Detektive in einem Reintegrationsprogramm einstudiert haben. Die Knastbrüder interagieren und scherzen mit dem gespannten Kindern in den vorderen Reihen, bevor sie mit ihrer Emil-Erzählung beginnen. Immer wieder fallen sie im Laufe des Stückes zurück in ihre Erzählerrollen, was die Inszenierung belebt und für Lacher sorgt. Die als Bühnenbild dienenden Holzblöcke sind verschiebbar, werden vom Friseursalon zum Zugabteil (wo Emil von Herrn Grundeis beklaut wird) zur Straßenbahn (wo Emil den Dieb verfolgt) zum – herrlich gelöst! – verrauchten Straßencafé und schließlich zur Berliner Innenstadt, wo Emil Gustav und seine Bande trifft.
Das Personalproblem hat Frank Hörner ebenso brillant gelöst: Durch das geschickte Einsetzen von Requisiten werden aus drei Männern ein Dutzend verschiedene Persönlichkeiten. Während Nils Beckmann einen durchweg rührenden Emil mimt, übernimmt Manuel Moser mit viel Charme und Witz den Bandenführer Gustav und einige weibliche Rollen: Mutti und Pony Hütchen. Glänzend ist Peter S. Herff in seiner Umsetzung der gesamten Kinderbande. Mütze, Mundstück und Sonnenbrille reichen aus, und mit Leichtigkeit macht er innerhalb weniger Augenblicke aus einem Kind vier.
Der Comedia ist eine ungewöhnliche und sehr sehenswerte Version des Kästner’schen Klassikers geglückt.
Südstadt.de / Köln | Isabel Hemming
Theater ohne Gitter
Wenn Kinder spielen, dann tun sie es mit jeder Faser ihres Herzens. Mit jedem Knochen, den sie im Körper haben – und mit jedem Fünkchen Verstand, das sie besitzen.
Ihr Aufenthaltsort ist uneingeschränkt: die gegebene Situation. Wenn sie da aussteigen, dann nur, um zu erzählen, wie die Geschichte weitergeht, um sich gegenseitig Anweisungen zu geben. Oder weil sie mal eben kurz maulen und ihre Kräfte messen, weil sie unbedingt eine Erkenntnis offenbaren wollen, oder weil sie eine Forderung, einen Wunsch an ihre Spielpartner formulieren.
Sie sind im Einklang mit sich und der Welt, sie sind in ihrem selbst erschaffenen Universum und fließen konstant, ohne inneren Zensor, durch dieses Universum. Sie spielen und funktionieren; und mit einem Gefühl der Unendlichkeit im Bauch, erreichen sie den beneidenswerten Zustand einer befreiten und tiefen inneren Zufriedenheit.
Regisseur Frank Hörner zieht alle Register, in denen Kinder sich am besten aufgehoben und verstanden fühlen, um sie ebenso wie das große Publikum in die Welt von Emil Tischbein hineinzulocken. Mit klarem Blick lässt er seine wunderbaren Schauspieler in dem Kinderstück „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner agieren. Nils Beckmann etwa ist perfekt besetzt in der Rolle des Emil und des Erzählers. Manuel Moser sorgt mit umwerfender Komik und in spröder Nüchternheit für die bedrohlichen als auch die unbedarften Töne. Peter S. Herff ist mit liebevoll ausgearbeiteter Divergenz, Timing und Können unter anderem zuständig für alle Mitglieder der Bande von Gustav, dem Berliner Jungen.
Es wird verfolgt, gejagt, gewachsen, es wird absurd geturnt, sich bewegt. Es wird maßlos übertrieben, und mitunter bis zur Unkenntlichkeit gesteigert. In der „verspielten“, spannenden Musik (Sebastian Maier), der Bewegung, der Stimmung. Eine dichte, sich rasant entwickelnde und magnetisierende Inszenierung mit ebenso rasant und effizienten, offenen Kostümwechsel und Umbauten. Das kleine Publikum wird sicht – und hörbar auf Trab gehalten, es scheint unentrinnbar ausgeliefert zu sein – dem „Augenblick des Moments“ und dieser spannenden Detektivgeschichte.
Der 12 jährige Emil Tischbein wird aus seiner Kleinstadt mit 140 Mark in der Tasche von seiner Mutter zu seiner alten Großmutter nach Berlin geschickt und im Zug ausgeraubt. Weil er selbst Zuhause etwas ausgefressen hat, traut er sich nicht, sich an die Polizei zu wenden, sondern verfolgt den Dieb auf eigene Faust, quer durch die Stadt. Dabei trifft er auf den Berliner Jungen Gustav und seine Bande, die ihm bei den Ermittlungen zur Seite stehen. Es gelingt den Jungs schließlich, den Dieb in einer Bank zu stellen und zu überführen.
Das raffinierte und sehr bewegliche Bühnenbild von Birgit Kofmehl – „alles aus Holz“ kommentiert trocken einer der Akteure beim Draufklopfen – bewährt sich nicht nur durch Humor und Wandelbarkeit. Es trägt durch seine Beschaffenheit maßgeblich zur Atmosphäre und Milieuschilderung bei und schafft zur Faszination der Kinder, durch seine Vielnutzbarkeit auch die Voraussetzung zu einer Handvoll bezaubernder Momente einer „Screwball“-Komödie. Phantastisch ist außerdem, was man mit nur zwei Bürostühlen, einer Niki-Jacke und ein paar Perücken alles erschaffen kann. Absolut Sehenswert.
Choices / Köln | Thomas Linden
Emil und die Knackis
Pralle Inszenierung des Klassikers von Erich Kästner
Will man bewährte Geschichten neu und frisch erzählen, muss man sie konsequent umkrempeln. Wie lieb haben wir doch den braven Emil gehabt, der so tapfer mit seiner Mutter zusammenlebte, die in ihrem Friseurladen in der Provinz jede Münze ein halbes Dutzend Mal umdrehen musste, bevor sie sie ausgeben konnte. Ausgerechnet diesem netten Jungen wird im Bahnabteil auf der Fahrt zu seiner Oma in Berlin von einem Mitreisenden das Geld geklaut. Aber die Kinder in Berlin, allen voran Gustav mit der Hupe und Kusine Polly Hütchen mit dem Fahrrad, helfen Emil, den fiesen Dieb zu stellen, der das Geld, dass sich Emil und seine Mutter vom Munde abgespart haben, letztlich wieder herausrücken muss. Eine Geschichte, die ans Herz geht, das wusste Erich Kästner, als er „Emil und die Detektive“ schrieb, aber was ist, wenn diese Geschichte von drei schweren Jungs aus der JVA in Köln-Ossendorf erzählt wird? Dann ist jegliche Sentimentalität vom Tisch und die ganze Geschichte erzählt sich mit doppeltem Boden. Ein toller Schachzug von Frank Hörner, der eine Fassung von Marion Firlus in der Comedia mit Nils Beckmann, Peter S. Herff und Manuel Moser präsentiert. Es geht gleich zu Beginn ruppig zu, wenn sich die Knackis lautstark vorstellen.
Wer denkt, die Kinder würden sich davon beeindrucken lassen, stellt überrascht fest, dass die jeden Zwischenton verstehen und lachend auf den martialischen Auftritt der drei Machos antworten. Emil ist eben ein Kinderkrimi, deshalb gehört die handfeste Gangart dazu. Die Inszenierung vermag mit Hilfe der Musik-Collage von Sebastian Meier die Stimmung behende zu wechseln, Komik und Slapstick werden durch Spannung oder atmosphärische Momente gekontert. Man soll spüren, dass sich das Abenteuer um Emil und die Kinder in einer Metropole abspielt. Die Musik lässt denn auch alles eine Nummer größer erscheinen.
Wunderbar agieren die drei Schauspieler, Nils Beckmann hält als Emil den Kontakt zu den Kindern, Manuel Moser sorgt für die dunkle Grundierung und die schrillste Komik, Peter S. Herff spielt alleine alle Bandenmitglieder von Gustav. Motive und Effekte greifen ineinander, so dass eine pralle Inszenierung entsteht. Jede Szene wartet mit überraschenden Ideen in einem Bühnenbild von Brigit Kofmel auf, das variabel und zugleich pointiert vom Hausdach bis zum Hotel-Lift genutzt werden kann. Das eigentliche Thema hinter der sauber erzählten Romanhandlung ist denn auch das Theatermachen selbst. Wie wird erzählt? Das ist die Frage, die Kinder und Erwachsene beschäftigt und die mit jedem Auftritt Antworten findet, die kleines wie großes Publikum entzücken. Jede Inszenierung in der Comedia besitzt derzeit Charakter, dieser „Emil“ von Frank Hörner bietet mit seiner Professionalität, seinen reichen Ideen und dem zielsicheren Witz besonders nahrhafte Theaterkost.
Stadtrevue 03/12 | Romy Weimann
Das Gute besiegt das Böse
Und was macht Regisseur Frank Hörner aus der heilen Welt des Kästner-Klassikers?
Er zieht dem Kinderkrimi von 1929 um Emil und seine Bande einen doppelten Boden ein. Die rührende, aber auch alltagsnahe Geschichte vom kleinen Jungen, dem auf der Reise zu seiner Oma 140 hart ersparte Mark aus der Tasche geklaut werden, erzählen ausgerechnet drei Knackis.
Das halbwüchsige Publikum, keineswegs eingeschüchtert von den Brachialtypen, kreischt, lacht und fiebert mit, wenn Nils Beckmann als Emil mit Manuel Moser als Anführer Gustav und Peter S. Herff, der gleich die ganze Bande verkörpert, über die Bühne jagt. Da werden Stühle zu Verfolgungswagen und einfache Holzplatten zur Skyline Berlins.
Über solche Schauspielerleistungen und den Einfallsreichtum können auch die Großen nur staunen.
An der Arche um Acht | 2012
Kinderstück nach dem Roman von Ulrich Hub in einer Fassung für vier Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2012



meinesuedstadt.de
Pinguine mögen keinen Schnee
Der rote Saal der Comedia ist bis auf den letzten Stuhl gefüllt. Aufgeregt rutschen die Kinder auf ihren Plätzen hin und her, nicht jeder hat seinen Lieblingsplatz ergattert. Immer wieder setzen sich Eltern um, denn eines ist klar: hier wird ein Stück für Kinder gegeben und so sollen diese auch vorn sitzen können. Immerhin hatte die Comedia gut organisiert und schonmal die ersten fünf Reihen nur für Pänz reserviert. Auch der achtjährige Anton und sein Schulfreund sitzen gespannt in der Vorstellung. Im Rahmen eines Unterrichtsprojektes haben beide das Buch „An der Arche um Acht“ in der Schule gelesen. Schon beim Lesen haben sie an vielen Stellen lauthals lachen müssen.
Jetzt lasse ich mich auf das Experiment ein und bin gespannt, was die Kinder sagen werden. Trifft die Aufführung ihre Erwartungen? Entwirft sie ähnliche Bilder wie die, die das Buch in ihren Köpfen erschaffen hatte? Der Berliner Regisseur und Drehbuchautor Ulrich Hub erhielt 2006 den Deutschen Kinderhörspiel-Preis und 2008 den „KinderLITERAturpreis“ für „An der Arche um Acht“. Er erzählt die Geschichte von Noah’s Arche aus der Sicht der Pinguine mit augenzwinkerndem Humor und pointierten Dialogen.
Zu Beginn sehen wir Pinguine, die sich am Kühlschrank aufwärmen, weil sie frieren. Auf wunderbar komische Weise haben die Tiere etwas Authentisches, ja Menschliches an sich. Die Pinguine langweilen sich, denn überall liegt nur Schnee. Und sie streiten sich. So wie Kinder auch. Und sie diskutieren über die uralte, aber immer noch aktuelle Frage im Leben eines Jeden: „Gott? – Wer ist das?“. Schaffen sich ihre eigenen Erklärungen für das Leben: „Ich bin nicht Schuld. So hat mich Gott eben gemacht“. In Buch wie Theaterstück geht es nicht um die theologische Aufarbeitung des Themas, sondern die philosophischen Fragen werden aus kindlicher Sicht betrachtet: Kann Gott einen Fehler machen? Ist er unsichtbar? Passt er in einen Koffer? Mag Gott Käsekuchen? All diese Fragen werden im Stück nicht direkt beantwortet, sondern auf eine unaufdringliche und unbeschwerte Art diskutiert. Und natürlich geht es geht auch um Freundschaft und die Rettung vor der Sintflut. Doch was ist Freundschaft? Wie löse ich Konflikte? Die drei (Pinguin-)Freunde stehen vor einem großen Problem. Denn sie haben nur zwei Fahrkarten für die Arche. Nur zwei Exemplare jeder Tierart dürfen mit an Bord. Wie werden sie sich entscheiden? Lassen sie ihren Freund, den dritten Pinguin, im Stich?
Mehr soll nicht verraten werden, über diese abenteuerliche Schiffsreise. Die Regisseurin Gertrud Pigor, die bereits bei „Herr Fuchs mag Bücher“ und „Zwei Monster“ Regie führte, macht „An der Arche um Acht“ zu einem künstlerischen Gesamtwerk. Sie nimmt den Humor des Buches auf und setzt ihn an den richtigen Stellen mit Musik zu einem kurzweiligen Theaterstück zusammen. Anton und sein Freund waren besonders von Charles Ripley als weiße Taube begeistert. Seine prägnanten „gurr“-Laute und das authentische Kopfwackeln hatten sie schwer beeindruckt. Oder wie er den Pinguinen verkündete, wann und wo die Arche starten würde. Dabei wischte er ganz modern auf seinem IPad hin und her, um die Seiten umzublättern. Wie ein roter Faden zieht sich seine Frage durch das Stück, ob er, als Taube, nicht noch etwas vergessen hat? Die Kinder im Publikum haben es längst vor ihm erkannt. Die Dynamik der Dialoge macht den besonderen Witz aus. So fragen sich die Pinguine, ob man auf der Arche auch Liegestühle mieten könne oder Yoga angeboten werde.
Und da ist sie wieder, die Leichtigkeit des Seins, die einen auf unbekümmerte Art wieder auf den Boden der Realität zurückholt. Mein Resümee: Egal was passiert, wir sollten niemals unseren Humor verlieren. Und, stelle ich fest, das Stück regt nicht nur Kinder zum Nachdenken an.
Nina Giaramita
An der Arche um Acht
Drei Pinguine und eine Taube, das sind die Hauptdarsteller der Inszenierung „An der Arche um acht“ in der Comedia – ein leichtfüßiges und gut besetztes Stück, das wie nebenbei ganz große Fragen für Kinder ab sechs Jahren verhandelt und für den Kölner Kinder- und Jugendpreis 2012 nominiert ist.
Kann man sich Furchtbareres vorstellen als den Zorn eines alttestamentarischen Gottes? Und wie erzählt man die biblische Geschichte von der Sintflut derart kindgerecht, dass die Kleinen nicht vor Angst bibbern und schlottern müssen? Wahrscheinlich hat sich Autor Ulrich Hub genau solche Fragen gestellt, als er vor einigen Jahren „An der Arche um acht“ entwarf. Heraus gekommen ist ein Stück, in dem ausgerechnet eine kleine Gruppe von Pinguinen sich dieser Riesenkatastrophe stellen muss – und das viele Preise gewonnen hat.
In der zur Aufführung gebrachten Fassung von Comedia- Regisseurin Gertrud Pigor sind die Pinguine ein vergnüglich vor sich hin watschelndes Trio (Peter S. Herff, Anja Jazeschann und Evelyn Tzortzakis), mit markanten Brillen auf der Nase und farbigen Strumphosen unter dem Pinguin- Kostüm. Die drei stapfen durch eine Schneelandschaft, angedeutet durch eine hellblauen Bühnenhintergrund mit kristallinen Flocken – und zeigen eindeutig menschliche Züge. Sie langweilen sich, raunzen sich gegenseitig an und diskutieren heftig über die Frage, ob es einen Gott gibt. Der schickt kurz darauf einen Boten: eine nervös vor sich hin ruckelnde Taube (Charles Ripley), die unmissverständlich zu verstehen gibt, dass es sehr wohl einen Gott gibt. Dieser, verkündet die Taube mit der cremefarbenen Fliegerhaube wichtigtuerisch, werde in Kürze eine Sintflut schicken. Bevor sie wiede davon ruckelt, rückt sie zwei Fahrkarten für die rettende Arche aus – und stellt die Pinguine damit vor ein großes Problem. Zwei Tickets für drei Pinguine…? Das geht natürlich nicht. Am Ende stehen zwei Pinguine und eine große Kühltasche vor der Arche Noah. Die strenge Taube scheucht das Duo in das Schiffsinnere – nicht ahnend, dass womöglich ein blinder Passagier an Bord geschmuggelt wurde. Was folgt, ist eine turbulente Schiffsfahrt, bei der sich Pinguine und Taube permanent misstrauisch umkreisen.
Das ist äußerst vergnüglich mit anzusehen – vor allem weil Charles Ripley eine hochneurotische Taube gibt, deren Gesichtsausdruck permanent zwischen Pikiertheit und etwas verunglückter Vornehmheit changiert. Aufgelockert wird das Stück zudem immer wieder durch muntere Songs und kleine Choreografien. Das ist nicht nur amüsant für die jungen Zuschauer, sondern auch für die vielen Erwachsenen im Publikum. Bevor es zum Showdown kommt, wird in spielerischer Form immer wieder die Frage des Glaubens an Gott aufgeworfen, und ob er womöglich Käsekuchen mag. So gerät die Geschichte von der Sintflut zu einem heiter-philosophischen Theaternachmittag, der offensichtlich auch der Jury des Kölner Theaterpreises gefallen hat.
An der Arche um Acht | 2012
Kinderstück nach dem Roman von Ulrich Hub in einer Fassung für vier Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2012
meinesuedstadt.de
Pinguine mögen keinen Schnee
Der rote Saal der Comedia ist bis auf den letzten Stuhl gefüllt. Aufgeregt rutschen die Kinder auf ihren Plätzen hin und her, nicht jeder hat seinen Lieblingsplatz ergattert. Immer wieder setzen sich Eltern um, denn eines ist klar: hier wird ein Stück für Kinder gegeben und so sollen diese auch vorn sitzen können. Immerhin hatte die Comedia gut organisiert und schonmal die ersten fünf Reihen nur für Pänz reserviert. Auch der achtjährige Anton und sein Schulfreund sitzen gespannt in der Vorstellung. Im Rahmen eines Unterrichtsprojektes haben beide das Buch „An der Arche um Acht“ in der Schule gelesen. Schon beim Lesen haben sie an vielen Stellen lauthals lachen müssen.
Jetzt lasse ich mich auf das Experiment ein und bin gespannt, was die Kinder sagen werden. Trifft die Aufführung ihre Erwartungen? Entwirft sie ähnliche Bilder wie die, die das Buch in ihren Köpfen erschaffen hatte? Der Berliner Regisseur und Drehbuchautor Ulrich Hub erhielt 2006 den Deutschen Kinderhörspiel-Preis und 2008 den „KinderLITERAturpreis“ für „An der Arche um Acht“. Er erzählt die Geschichte von Noah’s Arche aus der Sicht der Pinguine mit augenzwinkerndem Humor und pointierten Dialogen.
Zu Beginn sehen wir Pinguine, die sich am Kühlschrank aufwärmen, weil sie frieren. Auf wunderbar komische Weise haben die Tiere etwas Authentisches, ja Menschliches an sich. Die Pinguine langweilen sich, denn überall liegt nur Schnee. Und sie streiten sich. So wie Kinder auch. Und sie diskutieren über die uralte, aber immer noch aktuelle Frage im Leben eines Jeden: „Gott? – Wer ist das?“. Schaffen sich ihre eigenen Erklärungen für das Leben: „Ich bin nicht Schuld. So hat mich Gott eben gemacht“. In Buch wie Theaterstück geht es nicht um die theologische Aufarbeitung des Themas, sondern die philosophischen Fragen werden aus kindlicher Sicht betrachtet: Kann Gott einen Fehler machen? Ist er unsichtbar? Passt er in einen Koffer? Mag Gott Käsekuchen? All diese Fragen werden im Stück nicht direkt beantwortet, sondern auf eine unaufdringliche und unbeschwerte Art diskutiert. Und natürlich geht es geht auch um Freundschaft und die Rettung vor der Sintflut. Doch was ist Freundschaft? Wie löse ich Konflikte? Die drei (Pinguin-)Freunde stehen vor einem großen Problem. Denn sie haben nur zwei Fahrkarten für die Arche. Nur zwei Exemplare jeder Tierart dürfen mit an Bord. Wie werden sie sich entscheiden? Lassen sie ihren Freund, den dritten Pinguin, im Stich?
Mehr soll nicht verraten werden, über diese abenteuerliche Schiffsreise. Die Regisseurin Gertrud Pigor, die bereits bei „Herr Fuchs mag Bücher“ und „Zwei Monster“ Regie führte, macht „An der Arche um Acht“ zu einem künstlerischen Gesamtwerk. Sie nimmt den Humor des Buches auf und setzt ihn an den richtigen Stellen mit Musik zu einem kurzweiligen Theaterstück zusammen. Anton und sein Freund waren besonders von Charles Ripley als weiße Taube begeistert. Seine prägnanten „gurr“-Laute und das authentische Kopfwackeln hatten sie schwer beeindruckt. Oder wie er den Pinguinen verkündete, wann und wo die Arche starten würde. Dabei wischte er ganz modern auf seinem IPad hin und her, um die Seiten umzublättern. Wie ein roter Faden zieht sich seine Frage durch das Stück, ob er, als Taube, nicht noch etwas vergessen hat? Die Kinder im Publikum haben es längst vor ihm erkannt. Die Dynamik der Dialoge macht den besonderen Witz aus. So fragen sich die Pinguine, ob man auf der Arche auch Liegestühle mieten könne oder Yoga angeboten werde.
Und da ist sie wieder, die Leichtigkeit des Seins, die einen auf unbekümmerte Art wieder auf den Boden der Realität zurückholt. Mein Resümee: Egal was passiert, wir sollten niemals unseren Humor verlieren. Und, stelle ich fest, das Stück regt nicht nur Kinder zum Nachdenken an.
Nina Giaramita
An der Arche um Acht
Drei Pinguine und eine Taube, das sind die Hauptdarsteller der Inszenierung „An der Arche um acht“ in der Comedia – ein leichtfüßiges und gut besetztes Stück, das wie nebenbei ganz große Fragen für Kinder ab sechs Jahren verhandelt und für den Kölner Kinder- und Jugendpreis 2012 nominiert ist.
Kann man sich Furchtbareres vorstellen als den Zorn eines alttestamentarischen Gottes? Und wie erzählt man die biblische Geschichte von der Sintflut derart kindgerecht, dass die Kleinen nicht vor Angst bibbern und schlottern müssen? Wahrscheinlich hat sich Autor Ulrich Hub genau solche Fragen gestellt, als er vor einigen Jahren „An der Arche um acht“ entwarf. Heraus gekommen ist ein Stück, in dem ausgerechnet eine kleine Gruppe von Pinguinen sich dieser Riesenkatastrophe stellen muss – und das viele Preise gewonnen hat.
In der zur Aufführung gebrachten Fassung von Comedia- Regisseurin Gertrud Pigor sind die Pinguine ein vergnüglich vor sich hin watschelndes Trio (Peter S. Herff, Anja Jazeschann und Evelyn Tzortzakis), mit markanten Brillen auf der Nase und farbigen Strumphosen unter dem Pinguin- Kostüm. Die drei stapfen durch eine Schneelandschaft, angedeutet durch eine hellblauen Bühnenhintergrund mit kristallinen Flocken – und zeigen eindeutig menschliche Züge. Sie langweilen sich, raunzen sich gegenseitig an und diskutieren heftig über die Frage, ob es einen Gott gibt. Der schickt kurz darauf einen Boten: eine nervös vor sich hin ruckelnde Taube (Charles Ripley), die unmissverständlich zu verstehen gibt, dass es sehr wohl einen Gott gibt. Dieser, verkündet die Taube mit der cremefarbenen Fliegerhaube wichtigtuerisch, werde in Kürze eine Sintflut schicken. Bevor sie wiede davon ruckelt, rückt sie zwei Fahrkarten für die rettende Arche aus – und stellt die Pinguine damit vor ein großes Problem. Zwei Tickets für drei Pinguine…? Das geht natürlich nicht. Am Ende stehen zwei Pinguine und eine große Kühltasche vor der Arche Noah. Die strenge Taube scheucht das Duo in das Schiffsinnere – nicht ahnend, dass womöglich ein blinder Passagier an Bord geschmuggelt wurde. Was folgt, ist eine turbulente Schiffsfahrt, bei der sich Pinguine und Taube permanent misstrauisch umkreisen.
Das ist äußerst vergnüglich mit anzusehen – vor allem weil Charles Ripley eine hochneurotische Taube gibt, deren Gesichtsausdruck permanent zwischen Pikiertheit und etwas verunglückter Vornehmheit changiert. Aufgelockert wird das Stück zudem immer wieder durch muntere Songs und kleine Choreografien. Das ist nicht nur amüsant für die jungen Zuschauer, sondern auch für die vielen Erwachsenen im Publikum. Bevor es zum Showdown kommt, wird in spielerischer Form immer wieder die Frage des Glaubens an Gott aufgeworfen, und ob er womöglich Käsekuchen mag. So gerät die Geschichte von der Sintflut zu einem heiter-philosophischen Theaternachmittag, der offensichtlich auch der Jury des Kölner Theaterpreises gefallen hat.
Eine Odyssee | 2009
Jugendstück von Ad de Bont in einer Fassung für sieben Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2009



Kölnische Rundschau
Die Irrfahrt führt zum Ziel
„Eine Odyssee“ hat Kölns Comedia eröffnet. Dort hat man sich für eine aktuelle Version der Mutter aller Geschichten zur Einweihung des neuen, prachtvollen Hauses in der Vondelstraße entschieden.
Auch auf dem Olymp nichts als Baustellen. Zeus stößt sich fluchend den Kopf, weil er wieder einmal vergessen hat, den Schutzhelm aufzusetzen. Entsprechend gereizt ist die Stimmung, Sohn Hermes lümmelt untätig herum, und Tochter Athene kommt wieder einmal mit Sonderwünschen. Odysseus soll von seinen Irrfahrten erlöst werden und den Heimathafen in Ithaka ansteuern dürfen. „Eine Odyssee“ nennt Ad de Bont seine Version von Homers Dichtung, es ist halt „eine“ Möglichkeit, diese Geschichte zu erzählen – und zwar eine sehr vergnügliche.
In der Comedia hat man sich für eine aktuelle Version der Mutter aller Geschichten zur Eröffnung des neuen, prachtvollen Hauses in der Vondelstraße entschieden. Immerhin eine Produktion über zweieinhalb Stunden, ungewöhnlich für ein Stück, das vor allem jugendliches Publikum anlocken soll. Doch Frank Hörner und sein sehr gut aufgelegtes Ensemble (Nils Beckmann, Till Brinkmann, Hanno Dinger, Peter S. Herff, Eva Horstmann, Anja Jazeschann, David N. Koch) stemmen diesen Kraftakt. Es wird viel geschmunzelt und gelacht über den Zoff zwischen den Welten oberhalb und unterhalb des Olymp. Wobei die gehobene Etage wesentlich gelungenere Passagen bekommt als die allzu ernst geratenen Menschen. Wenn die Götter aber zugange sind, sprüht die Inszenierung Funken. Etwa im Bruderstreit zwischen Zeus (Till Brinkmann) und Poseidon (Peter S. Herff), der herzhaft erzürnt ist, weil Odysseus seinen Spross, den einäugigen Riesen Polyphem (ebenfalls Peter S. Herff) geblendet hat. Eine glanzvolle Sequenz, die fast ohne Requisiten, nur mit einem Tisch und einem Bleistift, eine so dramatische Geschichte wie die Überwältigung des Riesen packend erzählt.
Immer wieder gelingt es, Episoden der Irrfahrt originell in Szene zu setzen. Da verdreht Kalypso dem schiffbrüchigen Odysseus mit Salzstangen und schwingendem Hinterteil die Sinne und kann ihn doch nicht auf ihrer Insel halten. Mitunter rutscht man etwas in den Klamauk ab, aber das Timing passt. Und Hörner findet die richtigen Bilder. Mal sind es die Nymphen, die sich als aufgekratzte Teenies gebärden, oder die Sirenen, die als mopsiges Strandballett dem Helden die Sinne zu rauben versuchen. Auch wenn diese Odyssee das Theater ästhetisch nicht aus den Angeln heben will, liefert sie doch das verlockende Angebot, sich lustvoll Geschichten von den Begierden erzählen zu lassen, und zwar so, dass unsere Gegenwart in den alten Konflikten wiedererkannt werden kann. Auch dieser Start in eine neue Zeitrechnung ist der Comedia gelungen, klar, dass es dafür viel Beifall gab.
Kölner Stadt-Anzeiger
Sahnesprühendes Wasserballett
Als allererstes Stück im neu eröffneten Haus der „Comedia Colonia“ in der Südstadt läuft bis zum 9. September „Eine Odyssee“, die Parodie auf das griechische Klassiker-Epos. Der Autor Ad de Bont vermenschlicht Homer zum flapsigen, kurzweiligen Jugendstück.
Wer so ein glänzend neues, im besten Sinne repräsentatives Haus sein Eigen nennen darf, wie die Kölner Comedia, der will natürlich nicht kleckern. Und deshalb muss es zur Eröffnung des neuen Kinderkulturhauses in der südstädtischen Vondelstraße eben „Eine Odyssee“ sein, und deshalb darf ein Jugendstück (ab 12 Jahren empfohlen) ausnahmsweise auch mal epische zweieinhalb Stunden in Anspruch nehmen.
Zum Glück fiel Frank Hörners Inszenierung von Ad de Bonts Homer-Bearbeitung frisch, kurzweilig und bestimmt nicht staatstragend aus. Odysseus (Hanno Dinger) ist hier vor allem der abwesende Vater und Ehemann, die Intrigen der Götter und die Auseinandersetzung zwischen Odysseus Sohn Telemachos (Nils Beckmann) und dem Penelope-Verehrer Antinoos liefern den Plot, die bekannten Stationen der Irrfahrt werden mit einfachsten Requisiten – ein Bleistift, ein Klappstuhl genügen – anschaulich nachgespielt.
Vermenschlichter Mythos
Was heißt hier anschaulich, das bereitet größtes Vergnügen, wenn sich der einst listige jetzt gründlich ausgelaugte Held und die Nymphe Kalypso (Eva Horstman) bekakeln oder wenn die Sirenen als sahnesprühendes Wasserballett auftauchen.
Das Bühnenbild ist eine Baustelle, in Anlehnung an das gerade erste fertig gestellte Theater. In der ersten Etage streiten sich die Götter. Zeus (Till Brinkmann) ist der überforderte Vater, Pallas Athene (Anja Jazeschann) und Hermes (David N. Koch) die fordernden Kinder, Poseidon (hervorragend: Peter S. Herff) der übel gelaunte Onkel.
De Bonts Version der abendländischen Grundfeste ist schlank und flapsig, sie vermenschlicht den Mythos, sie verkleinert ihn nicht. Ab und an wünscht man sich, der Regisseur Frank Hörner hätte ästhetisch immer so entschieden zugegriffen wie beim actionträchtigen Duell zwischen Zeus und Poseidon, das den irdischen Kampf zwischen Odysseus und seinem Nebenbuhler widerspiegelt. Sehr schön auch der unerwartet wehmütige Schluß, der Odysseus und Penelope am Ende ihres gemeinsamen Weges zeigt. Schön, wenn Geschichten zu Ende erzählt werden. Noch schöner, wenn sie einen Neuanfang, wie hier in der Vondelstraße, markieren.
Eine Odyssee | 2009
Jugendstück von Ad de Bont in einer Fassung für sieben Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2009
Kölnische Rundschau
Die Irrfahrt führt zum Ziel
„Eine Odyssee“ hat Kölns Comedia eröffnet. Dort hat man sich für eine aktuelle Version der Mutter aller Geschichten zur Einweihung des neuen, prachtvollen Hauses in der Vondelstraße entschieden.
Auch auf dem Olymp nichts als Baustellen. Zeus stößt sich fluchend den Kopf, weil er wieder einmal vergessen hat, den Schutzhelm aufzusetzen. Entsprechend gereizt ist die Stimmung, Sohn Hermes lümmelt untätig herum, und Tochter Athene kommt wieder einmal mit Sonderwünschen. Odysseus soll von seinen Irrfahrten erlöst werden und den Heimathafen in Ithaka ansteuern dürfen. „Eine Odyssee“ nennt Ad de Bont seine Version von Homers Dichtung, es ist halt „eine“ Möglichkeit, diese Geschichte zu erzählen – und zwar eine sehr vergnügliche.
In der Comedia hat man sich für eine aktuelle Version der Mutter aller Geschichten zur Eröffnung des neuen, prachtvollen Hauses in der Vondelstraße entschieden. Immerhin eine Produktion über zweieinhalb Stunden, ungewöhnlich für ein Stück, das vor allem jugendliches Publikum anlocken soll. Doch Frank Hörner und sein sehr gut aufgelegtes Ensemble (Nils Beckmann, Till Brinkmann, Hanno Dinger, Peter S. Herff, Eva Horstmann, Anja Jazeschann, David N. Koch) stemmen diesen Kraftakt. Es wird viel geschmunzelt und gelacht über den Zoff zwischen den Welten oberhalb und unterhalb des Olymp. Wobei die gehobene Etage wesentlich gelungenere Passagen bekommt als die allzu ernst geratenen Menschen. Wenn die Götter aber zugange sind, sprüht die Inszenierung Funken. Etwa im Bruderstreit zwischen Zeus (Till Brinkmann) und Poseidon (Peter S. Herff), der herzhaft erzürnt ist, weil Odysseus seinen Spross, den einäugigen Riesen Polyphem (ebenfalls Peter S. Herff) geblendet hat. Eine glanzvolle Sequenz, die fast ohne Requisiten, nur mit einem Tisch und einem Bleistift, eine so dramatische Geschichte wie die Überwältigung des Riesen packend erzählt.
Immer wieder gelingt es, Episoden der Irrfahrt originell in Szene zu setzen. Da verdreht Kalypso dem schiffbrüchigen Odysseus mit Salzstangen und schwingendem Hinterteil die Sinne und kann ihn doch nicht auf ihrer Insel halten. Mitunter rutscht man etwas in den Klamauk ab, aber das Timing passt. Und Hörner findet die richtigen Bilder. Mal sind es die Nymphen, die sich als aufgekratzte Teenies gebärden, oder die Sirenen, die als mopsiges Strandballett dem Helden die Sinne zu rauben versuchen. Auch wenn diese Odyssee das Theater ästhetisch nicht aus den Angeln heben will, liefert sie doch das verlockende Angebot, sich lustvoll Geschichten von den Begierden erzählen zu lassen, und zwar so, dass unsere Gegenwart in den alten Konflikten wiedererkannt werden kann. Auch dieser Start in eine neue Zeitrechnung ist der Comedia gelungen, klar, dass es dafür viel Beifall gab.
Kölner Stadt-Anzeiger
Sahnesprühendes Wasserballett
Als allererstes Stück im neu eröffneten Haus der „Comedia Colonia“ in der Südstadt läuft bis zum 9. September „Eine Odyssee“, die Parodie auf das griechische Klassiker-Epos. Der Autor Ad de Bont vermenschlicht Homer zum flapsigen, kurzweiligen Jugendstück.
Wer so ein glänzend neues, im besten Sinne repräsentatives Haus sein Eigen nennen darf, wie die Kölner Comedia, der will natürlich nicht kleckern. Und deshalb muss es zur Eröffnung des neuen Kinderkulturhauses in der südstädtischen Vondelstraße eben „Eine Odyssee“ sein, und deshalb darf ein Jugendstück (ab 12 Jahren empfohlen) ausnahmsweise auch mal epische zweieinhalb Stunden in Anspruch nehmen.
Zum Glück fiel Frank Hörners Inszenierung von Ad de Bonts Homer-Bearbeitung frisch, kurzweilig und bestimmt nicht staatstragend aus. Odysseus (Hanno Dinger) ist hier vor allem der abwesende Vater und Ehemann, die Intrigen der Götter und die Auseinandersetzung zwischen Odysseus Sohn Telemachos (Nils Beckmann) und dem Penelope-Verehrer Antinoos liefern den Plot, die bekannten Stationen der Irrfahrt werden mit einfachsten Requisiten – ein Bleistift, ein Klappstuhl genügen – anschaulich nachgespielt.
Vermenschlichter Mythos
Was heißt hier anschaulich, das bereitet größtes Vergnügen, wenn sich der einst listige jetzt gründlich ausgelaugte Held und die Nymphe Kalypso (Eva Horstman) bekakeln oder wenn die Sirenen als sahnesprühendes Wasserballett auftauchen.
Das Bühnenbild ist eine Baustelle, in Anlehnung an das gerade erste fertig gestellte Theater. In der ersten Etage streiten sich die Götter. Zeus (Till Brinkmann) ist der überforderte Vater, Pallas Athene (Anja Jazeschann) und Hermes (David N. Koch) die fordernden Kinder, Poseidon (hervorragend: Peter S. Herff) der übel gelaunte Onkel.
De Bonts Version der abendländischen Grundfeste ist schlank und flapsig, sie vermenschlicht den Mythos, sie verkleinert ihn nicht. Ab und an wünscht man sich, der Regisseur Frank Hörner hätte ästhetisch immer so entschieden zugegriffen wie beim actionträchtigen Duell zwischen Zeus und Poseidon, das den irdischen Kampf zwischen Odysseus und seinem Nebenbuhler widerspiegelt. Sehr schön auch der unerwartet wehmütige Schluß, der Odysseus und Penelope am Ende ihres gemeinsamen Weges zeigt. Schön, wenn Geschichten zu Ende erzählt werden. Noch schöner, wenn sie einen Neuanfang, wie hier in der Vondelstraße, markieren.
Herr Fuchs mag Bücher | 2009
Kinderstück nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Franziska Biermann in einer Fassung für drei Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2009



Kölner Stadt-Anzeiger
„Haste mal ´n Buch?“
Herr Fuchs ist wahrlich auf den Hund gekommen. Jetzt muß er schon im Publikum betteln gehen, um seinen unersättlichen Hunger auf Bücher zu stillen!
Gertrud Pigors tierischer Krimi, uraufgeführt in der Comedia, erzählt die Geschichte eines Literaturfeinschmeckers, bei dem die Liebe durch den Magen geht. Seite für Seite verschlingt Herr Fuchs Bücher – und das ist wörtlich zu nehmen. Er toastet sie, dreht sie durch den Fleischwolf, verspeist sie als Omelette. Natürlich wird er davon schlau. Fassungslos müssen die Bibliothekarin Karin und ihr Gehilfe mit ansehen, wie die Bestände dahinschmelzen, seit Herr Fuchs bei ihnen Kunde ist.
Pigor inszeniert ihre potenziell etwas papierende Geschichte mit lustvoll wortspielenden Liedern und knackig choreografierten Tänzen. Dirk Riethmüllers Ausstattung ist fein durchdacht und glänzt mit fantastischen Einfällen.
Die Rolle des Bücherfuchses ist ideal besetzt mit dem symphatisch ausgefuchsten Charles Ripley, auch Evelyn Tzortzakis und Peter S. Herff laufen zu großer komödiantischer Form auf. Obwohl die Geschichte hier und da noch etwas Straffung vertrüge: Es ist ein meisterliches Kindertheater, das Appetit auf Bücher macht!
Herr Fuchs mag Bücher | 2008
Kinderstück nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Franziska Biermann in einer Fassung für drei Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2009
Kölner Stadt-Anzeiger
„Haste mal ´n Buch?“
Herr Fuchs ist wahrlich auf den Hund gekommen. Jetzt muß er schon im Publikum betteln gehen, um seinen unersättlichen Hunger auf Bücher zu stillen!
Gertrud Pigors tierischer Krimi, uraufgeführt in der Comedia, erzählt die Geschichte eines Literaturfeinschmeckers, bei dem die Liebe durch den Magen geht. Seite für Seite verschlingt Herr Fuchs Bücher – und das ist wörtlich zu nehmen. Er toastet sie, dreht sie durch den Fleischwolf, verspeist sie als Omelette. Natürlich wird er davon schlau. Fassungslos müssen die Bibliothekarin Karin und ihr Gehilfe mit ansehen, wie die Bestände dahinschmelzen, seit Herr Fuchs bei ihnen Kunde ist.
Pigor inszeniert ihre potenziell etwas papierende Geschichte mit lustvoll wortspielenden Liedern und knackig choreografierten Tänzen. Dirk Riethmüllers Ausstattung ist fein durchdacht und glänzt mit fantastischen Einfällen.
Die Rolle des Bücherfuchses ist ideal besetzt mit dem symphatisch ausgefuchsten Charles Ripley, auch Evelyn Tzortzakis und Peter S. Herff laufen zu großer komödiantischer Form auf. Obwohl die Geschichte hier und da noch etwas Straffung vertrüge: Es ist ein meisterliches Kindertheater, das Appetit auf Bücher macht!
Der Feind bist du | 2007
Jugendstück von Kai Hensel in einer Fassung für zwei Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2007



Kölner Stadt-Anzeiger
Junge gegen Alte
„Aufstand der Jungen! Im Februar 2008 ist es soweit: Ein Schauspieler wendet sich von der Bühne der Comedia an die Jugendlichen in den ersten Reihen und ruft sie zur Revolution auf. … Kai Hensels Stück „Der Feind bist du“ ist keine Satire, sondern bitterer Ernst – und eine Provokation für alle Generationen. „Deutschland ist ein sinkendes Schiff, die Rettungsboote randvoll mit Rentnern“, so wendet sich die Hauptfigur, der Abiturient Tim, an seine Altersgenossen. … Die wachsende Aggression und Gewalt gegen Alte, auch die Aggression der Jungen untereinander, die sich vor ihrer Zukunftsangst in Betäubung durch Medien und Drogen flüchten – das ist eine soziale Realität, die „Der Feind bist du“ rasiermesserscharf analysiert.“
Duisburger Nachrichten
Duell der Selbstgerechten
Mit dem Stück „Der Feind bist du“ endeten gestern die Spielarten im KOM’MA-Theater.
Ein großartiger Schlusspunkt.
Einst hat er wohl selbst auf den Barrikaden gestanden. Zumindest hätte er es gerne. Heute kämpft er an seinem alten Flipper um die Weltherrschaft. Sven Reimers ist Lehrer, ein beliebter Lehrer, Tims Lieblingslehrer, weil er Reimers glaubt, was er sagt. Deshalb taucht der 18-Jährige auch eines Abends bei Reimers auf, um ihn in seine Pläne einzuweihen. In den Untergrund will er abtauchen, mit seiner Freundin Juana, um das System gewaltsam zu ändern, um die Vorherrschaft der Alten zu zerstören, die ihr unnützes Leben auf Kosten der jungen Generation und deren Zukunft verlängern.
So jedenfalls sieht es der junge Protagonist in Kai Hensels Stück „Der Feind bist du“, mit dem gestern das „Spielarten-Festival“ zu Ende ging.
Ein großartiger, gleichwohl beklemmender Schlusspunkt, den das Ömmes & Oimel-Theater aus Köln setzte.
Raffiniertes Bühnenbild
Reimers ist keineswegs gewillt, seinem Lieblingsschüler zu folgen, Teil dessen „Bewegung“ zu werden. Sein Ziel ist die Schulleitung, die Krönung seiner Karriere, jetzt zumal, wo er an Parkinson leidet, was niemand weiß. Außer Tim, der Reimers mit diesem Wissen auf seine Seite zwingen will.
Es ist ein Duell der Selbstgerechten zwischen dem ungeliebten Musterschüler und dem beliebten Lehrer, zwischen dem Ex- und dem Möchtegern-Revoluzzer. Eine Schlacht mit Worten um Anerkennung, deren verbale Waffen im Verlauf der Auseinandersetzung immer schärfer, tödlicher werden.
Peter S. Herff (Reimers) und Florian Seigerschmidt (Tim) schaffen sich in der kammerspielartigen Inszenierung von Ulrike Stöck derart in ihre Rollen rein, dass der Generationenkonflikt, den der Alt-68er-Lehrer und sein Schüler miteinander austragen, eine ungeheure Intensität entwickelt. Unterstützt von einem ebenso schlichten wie raffinierten Bühnenbild: ein großes Fenster, an dem unablässig der Regen zerrinnt wie die Zeit und das Leben der Duellanten.
Dass Seigerschmidt seine demagogischen Reden direkt ans Publikum richtet, mitten drin stehend seine aufrührerischen Tiraden ablässt, ist ein zwingendes, aber legitimes Mittel, die Aufmerksamkeit zu bannen. Dem kann sich das Publikum kaum entziehen, auch wenn es einigen der Jungen nd Mädchen sichtlich unangenehm war, dass die Darsteller ihnen damit den Sicherheitsabstand zur Bühne entzogen. Auch das muss man zuweilen im Theater aushalten.
[…] ein Stück, das voller Zündstoff steckt.
Der Feind bist du | 2007
Jugendstück von Kai Hensel in einer Fassung für zwei Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2007
Kölner Stadt-Anzeiger
Junge gegen Alte
„Aufstand der Jungen! Im Februar 2008 ist es soweit: Ein Schauspieler wendet sich von der Bühne der Comedia an die Jugendlichen in den ersten Reihen und ruft sie zur Revolution auf. … Kai Hensels Stück „Der Feind bist du“ ist keine Satire, sondern bitterer Ernst – und eine Provokation für alle Generationen. „Deutschland ist ein sinkendes Schiff, die Rettungsboote randvoll mit Rentnern“, so wendet sich die Hauptfigur, der Abiturient Tim, an seine Altersgenossen. … Die wachsende Aggression und Gewalt gegen Alte, auch die Aggression der Jungen untereinander, die sich vor ihrer Zukunftsangst in Betäubung durch Medien und Drogen flüchten – das ist eine soziale Realität, die „Der Feind bist du“ rasiermesserscharf analysiert.“
Duisburger Nachrichten
Duell der Selbstgerechten
Mit dem Stück „Der Feind bist du“ endeten gestern die Spielarten im KOM’MA-Theater.
Ein großartiger Schlusspunkt.
Einst hat er wohl selbst auf den Barrikaden gestanden. Zumindest hätte er es gerne. Heute kämpft er an seinem alten Flipper um die Weltherrschaft. Sven Reimers ist Lehrer, ein beliebter Lehrer, Tims Lieblingslehrer, weil er Reimers glaubt, was er sagt. Deshalb taucht der 18-Jährige auch eines Abends bei Reimers auf, um ihn in seine Pläne einzuweihen. In den Untergrund will er abtauchen, mit seiner Freundin Juana, um das System gewaltsam zu ändern, um die Vorherrschaft der Alten zu zerstören, die ihr unnützes Leben auf Kosten der jungen Generation und deren Zukunft verlängern.
So jedenfalls sieht es der junge Protagonist in Kai Hensels Stück „Der Feind bist du“, mit dem gestern das „Spielarten-Festival“ zu Ende ging.
Ein großartiger, gleichwohl beklemmender Schlusspunkt, den das Ömmes & Oimel-Theater aus Köln setzte.
Raffiniertes Bühnenbild
Reimers ist keineswegs gewillt, seinem Lieblingsschüler zu folgen, Teil dessen „Bewegung“ zu werden. Sein Ziel ist die Schulleitung, die Krönung seiner Karriere, jetzt zumal, wo er an Parkinson leidet, was niemand weiß. Außer Tim, der Reimers mit diesem Wissen auf seine Seite zwingen will.
Es ist ein Duell der Selbstgerechten zwischen dem ungeliebten Musterschüler und dem beliebten Lehrer, zwischen dem Ex- und dem Möchtegern-Revoluzzer. Eine Schlacht mit Worten um Anerkennung, deren verbale Waffen im Verlauf der Auseinandersetzung immer schärfer, tödlicher werden.
Peter S. Herff (Reimers) und Florian Seigerschmidt (Tim) schaffen sich in der kammerspielartigen Inszenierung von Ulrike Stöck derart in ihre Rollen rein, dass der Generationenkonflikt, den der Alt-68er-Lehrer und sein Schüler miteinander austragen, eine ungeheure Intensität entwickelt. Unterstützt von einem ebenso schlichten wie raffinierten Bühnenbild: ein großes Fenster, an dem unablässig der Regen zerrinnt wie die Zeit und das Leben der Duellanten.
Dass Seigerschmidt seine demagogischen Reden direkt ans Publikum richtet, mitten drin stehend seine aufrührerischen Tiraden ablässt, ist ein zwingendes, aber legitimes Mittel, die Aufmerksamkeit zu bannen. Dem kann sich das Publikum kaum entziehen, auch wenn es einigen der Jungen nd Mädchen sichtlich unangenehm war, dass die Darsteller ihnen damit den Sicherheitsabstand zur Bühne entzogen. Auch das muss man zuweilen im Theater aushalten.
[…] ein Stück, das voller Zündstoff steckt.
Die Nibelungen | 2006
Jugendstück nach der deutschen Sage von Rüdiger Pape & Ensemble in einer Fassung für fünf Schauspieler
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Ausgezeichnet mit dem NRW Theaterpreis 2006 und nominiert für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ 2006



Kölnische Rundschau
Letzter Kampf in Etzels Burg
„Fünf Männer und Frauen verteilen ihre Rollen. Die Blonde (Martine Schrey) spielt Krimhild, die Brünette (Eva Horstmann) Brunhild, der muskulöse Glatzkopf (Till Brinkmann) scheint wie gemacht für die Rolle des Hagen von Tronje, der große Schlacks (Sven Heiss) ist Siegfried, und die Rolle des schwachen, windigen König Günther übernimmt der Kleinste (Peter S. Herff).
Ein gelungener Beginn für „Die Nibelungen“ von Ömmes & Oimel in der Comedia. Gelungen, weil Regisseur Rüdiger Pape zeigt, dass nur ein wenig Äußerlichkeit genügt, um für einen Charakter qualifiziert zu sein.
Ganz unpsychologisch nähert man sich dem Stoff und wickelt ihn dann über die Handlung ab. Theater für Menschen ab zehn Jahren ist das, allerdings auch für Erwachsene, denn man erhält eine schöne Lektion in der Kunst des Geschichtenerzählens. Unprätentiös nimmt das Ensemble die Sage auseinander, schaut auf das, was für die Handlung von Belang ist. So entschlackt lassen sich auch archaische Gefühle wiedererkennen:
Neid, Missgunst, Machtgier und die Vergötterung der Kraft, das sind die Eisen, aus denen diese mittelalterliche Sage geschmiedet ist.
Das Ensemble in der Comedia spielt durchweg stark, sie alle verstehen sich auf ironische Zwischentöne und zeigen rückhaltlosen Ernst, wenn man sich im Finale, in König Etzels Burg, gegenseitig auslöscht. […]
So kann man „Die Nibelungen“ wieder interessant machen.“
Die Nibelungen | 2006
Jugendstück nach der deutschen Sage von Rüdiger Pape & Ensemble in einer Fassung für fünf Schauspieler | Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Ausgezeichnet mit dem NRW Theaterpreis 2006 und nominiert für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ 2006
Kölnische Rundschau
Letzter Kampf in Etzels Burg
„Fünf Männer und Frauen verteilen ihre Rollen. Die Blonde (Martine Schrey) spielt Krimhild, die Brünette (Eva Horstmann) Brunhild, der muskulöse Glatzkopf (Till Brinkmann) scheint wie gemacht für die Rolle des Hagen von Tronje, der große Schlacks (Sven Heiss) ist Siegfried, und die Rolle des schwachen, windigen König Günther übernimmt der Kleinste (Peter S. Herff).
Ein gelungener Beginn für „Die Nibelungen“ von Ömmes & Oimel in der Comedia. Gelungen, weil Regisseur Rüdiger Pape zeigt, dass nur ein wenig Äußerlichkeit genügt, um für einen Charakter qualifiziert zu sein.
Ganz unpsychologisch nähert man sich dem Stoff und wickelt ihn dann über die Handlung ab. Theater für Menschen ab zehn Jahren ist das, allerdings auch für Erwachsene, denn man erhält eine schöne Lektion in der Kunst des Geschichtenerzählens. Unprätentiös nimmt das Ensemble die Sage auseinander, schaut auf das, was für die Handlung von Belang ist. So entschlackt lassen sich auch archaische Gefühle wiedererkennen:
Neid, Missgunst, Machtgier und die Vergötterung der Kraft, das sind die Eisen, aus denen diese mittelalterliche Sage geschmiedet ist.
Das Ensemble in der Comedia spielt durchweg stark, sie alle verstehen sich auf ironische Zwischentöne und zeigen rückhaltlosen Ernst, wenn man sich im Finale, in König Etzels Burg, gegenseitig auslöscht. […]
So kann man „Die Nibelungen“ wieder interessant machen.“
Die Reise nach Brasilien | 2003
Kinderstück nach dem Roman von Daniil Chrams in einer Fassung für zwei Schauspieler und einen Musiker
Eine Produktion des Comedia Theater Köln
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2003


